Eine couragiertere
Erziehung zum Frieden für Jugendliche – das hat Papst Benedikt XVI. zum Jahresbeginn
in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag angemahnt. Das war eine Botschaft, die sich
besonders an den Nahen Osten und seine Jugendlichen richtete, glaubt der Lateinische
Patriarch von Jerusalem Fouad Twal.
„Da ist bei uns diese ganze verlorene
Generation, die im Konflikt und in der Besatzung geboren und aufgewachsen ist. Ein
normales Leben fehlt für alle. Wenn wir auf den arabischen Frühling sehen, auf den
Papst Benedikt in seiner Botschaft angespielt hat: Begonnen hat diese Reformbewegung
ohne jede politische Färbung, ohne jeden Fundamentalismus, die jungen Leute wollten
einfach Arbeitsplätze, Freiheit, Frieden. Es sind ein bisschen die Träume von uns
allen hier im Nahen Osten, und es bleibt eine Aufgabe aller, die Jungen zu unterstützen,
sie zu begleiten, sie nicht allein zu lassen.“
Israel und die Palästinenser
reden an diesem Dienstag erstmals seit Zusammenbruch der Friedensgespräche im September
2010 wieder miteinander. Die Begegnung in der jordanischen Hauptstadt Amman hat allerdings
keinen offiziellen Charakter, sie findet im Rahmen eines Treffens internationaler
Diplomaten statt. Der Patriarch von Jerusalem:
„Ich verhehle nicht, dass
ein solches Treffen nun nicht zum ersten Mal stattfindet, und alle bisherigen führten
nicht zum Ziel. Hoffentlich schenkt der Herr den Teilnehmern diesmal mehr Weisheit.
Wir sind dem König von Jordanien dankbar, dass er die beiden Delegationen an einen
Tisch bringt. Aber solche Gespräche sind nicht Selbstzweck, so wie der interreligiöse
Dialog nicht Selbstzweck ist - sondern das sind Mittel zum Zweck des Friedens. Wir
wollen Resultate.“
Die Streitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern
sind bekannt, und alle wurden bereits besprochen, erinnert der Franziskanerkustos
im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa im Gespräch mit uns:
„Flüchtlinge,
Siedlungen, Jerusalem, die Grenzen. Es geht jetzt darum, den Willen aufzubringen,
diese Probleme zu lösen. Auf beiden Seiten gab und gibt es Leid, Enttäuschung, Wunden,
die das Leben ganzer Bevölkerungen zeichnen und die zu mangelndem Willen geführt haben,
etwas zu ändern. Das muss aufgebrochen werden.“
Ob das neue Jahr positive
Veränderungen für die Christen der Region bringt, ist aus Pizzaballas Sicht schwer
zu sagen.
„Am Umgang mit den Christen erkennt man jedenfalls die Richtung,
in die es geht. Das betrifft nicht nur das Heilige Land, sondern den ganzen Nahen
Osten, ich denke da besonders an Ägypten und Syrien. Die Christen erleben im Moment
besonders viel Kritik und besonders viel Verfolgung. Und wenn im Heiligen Land der
Exodus der Christen derzeit gestoppt scheint, so ist die Versuchung auszuwandern für
Christen in Ägypten und Syrien derzeit besonders stark.“ (rv 02.01.2011 gs)