2012-01-01 13:25:48

Papst zum Jahresschluss: „Keine Angst vor der dahineilenden Zeit“


RealAudioMP3 „Te Deum laudamus“: Traditionell erklingt dieser Hymnus im letzten Gottesdienst des Jahres in der Petersbasilika. Auch am 31. Dezember 2011 leitete Benedikt XVI. die Vesper mit Te Deum unter der Kuppel des Michelangelo.


„Ein weiteres Jahr geht zu Ende, während wir ein neues erwarten – wie immer mit Bangen, mit Wünschen und Erwartungen. Wenn man an die Erfahrung des Lebens denkt, staunt man, wie kurz und flüchtig es im Grunde ist. Darum stellt sich einem nicht selten die Frage: Welchen Sinn können wir unseren Tagen geben? Welchen Sinn können wir im besonderen den von Mühe und Leid geprägten Tagen geben? Das ist eine Frage, die sich durch die ganze Geschichte hindurchzieht, ja, die das Herz jeder Generation und jedes Menschen beschäftigt. Doch es gibt eine Antwort auf diese Frage: Sie steht im Antlitz eines Kindes geschrieben, das vor zweitausend Jahren in Bethlehem geboren wurde und heute der Lebende ist, der für immer vom Tod erstanden ist.“


In das „Gefüge der Menschheit, das durch so viele Ungerechtigkeiten, Bosheiten und Gewalttaten zerrissen ist“, breche „überraschend“ die „befreiende Neuheit Christi“ herein, so der Papst. Der ewige Gott trete in die menschliche Geschichte ein und bleibe in ihr gegenwärtig.


„Seit dem Tag der Geburt des Herrn ist die Fülle der Zeit zu uns gekommen. Es ist also kein Raum mehr für die Angst vor der dahineilenden Zeit, die nicht wiederkehrt; jetzt ist Raum für ein unbegrenztes Vertrauen auf Gott, von dem wir uns geliebt wissen, durch den wir leben und auf den hin unser Leben ausgerichtet ist in Erwartung seiner endgültigen Wiederkehr. Seit der Retter vom Himmel herabgestiegen ist, ist der Mensch nicht mehr Sklave einer Zeit, die sinn- und ziellos vergeht oder die von Mühe, Traurigkeit und Leid gezeichnet ist. Der Mensch ist Kind eines Gottes, der in die Zeit eingetreten ist, um die Zeit aus der Sinnlosigkeit oder der Nichtigkeit zu befreien, und der die gesamte Menschheit erlöst hat, indem er ihr als neue Lebensperspektive die Liebe geschenkt hat, die ewig ist.“


Mit Neuevangelisierung gegen die Orientierungslosigkeit


Benedikt XVI. ging in seiner Predigt auch auf das Thema der Neuevangelisierung ein, dem im Oktober 2012 die Bischofssynode im Vatikan dienen wird. Es gehe darum, „in sich selbst und in den anderen die Sehnsucht nach Gott wieder wachzurufen“. Ausgangspunkt dafür sei die „sehr persönliche Frage: Warum glaube ich?“


„Man muß der Wahrheit den Vorrang einräumen; die Verbindung von Glaube und Vernunft als zwei Flügeln bekräftigen, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt; den Dialog zwischen Christentum und moderner Kultur fruchtbar machen; die Schönheit und Aktualität des Glaubens wieder entdecken lassen, und zwar nicht als einen in sich stehenden, isolierten Akt, der einige Momente des Lebens betrifft, sondern als eine beständige Orientierung, die auch für die ganz einfachen Entscheidungen gilt und zur tiefen Einheit des Menschen führt und ihn gerecht, wirksam, wohlwollend und gut macht. Es geht darum, einen Glauben zu beleben, der einen neuen Humanismus begründet, der in der Lage ist, Kultur und soziales Engagement hervorzubringen.“


Vor allem den jungen Leuten müsse der Glaube „mit neuem missionarischem Eifer verkündet“ werden: gegen ihre „Orientierungslosigkeit“ in einer „Krise, die nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern ebenso eine Krise der Werte ist“.


Nach dem Te Deum besuchte der Papst übrigens noch kurz die Krippe auf dem Petersplatz – sein letzter Auftritt in 2011.

(rv 01.01.2012 sk)








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