2012-01-01 13:04:56

Große Neujahrsmesse in St. Peter


RealAudioMP3 „Die Jugend zur Gerechtigkeit und zum Frieden erziehen“: Das ist das Motto des 45. Weltfriedenstages, den die Kirche an diesem 1. Januar feiert, und das war auch das Motto der Papstpredigt bei der Neujahrsmesse in St. Peter. Wie üblich waren zu diesem ersten Termin des Kirchenoberhaupts im neuen Jahr die meisten der beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten erschienen – aber auch drei Könige waren da: Verkleidete Sternsinger aus dem Bistum Würzburg. Ihnen allen stellte Benedikt XVI. das Vorbild der Hirten von Betlehem vor Augen, die den neugeborenen König in einem einfachen Baby erkannten.


„Sie haben die Erfahrung gemacht, in der Gegenwart Gottes zu sein, unter seinem Segen zu stehen nicht im Saal eines imposanten Palastes oder im Angesicht eines großen Herrschers, sondern in einem Stall, vor einem „Kind, das in der Krippe lag“ (Lk 2,16). Gerade von diesem Kind strahlt ein neues Licht aus, das im Dunkel der Nacht leuchtet, wie wir auf vielen Gemälden, die die Geburt Christi darstellen, sehen können. Und von ihm kommt nun der Segen: von seinem Namen – Jesus, das bedeutet: „Gott rettet“ – und von seinem menschlichem Angesicht, in dem Gott, der allmächtige Herr des Himmels und der Erde, Fleisch annehmen und seine Herrlichkeit unter dem Schleier unseres Fleisches verbergen wollte“.


Die erste, die von diesem Segen erfüllt wurde, sei Maria gewesen, so der Papst unter Verweis auf das Hochfest der Gottesmutter Maria am Jahresbeginn. Maria sei „Mutter und Urbild der Kirche“, weil sie sich Gott als „guter Boden“ dargeboten habe, „in dem er sein Geheimnis der Erlösung weiter vollbringen kann“.


„Auch die Kirche hat teil am Geheimnis der göttlichen Mutterschaft mittels der Verkündigung, die in der ganzen Welt den Samen des Evangeliums aussät, und mittels der Sakramente, die den Menschen die Gnade und das göttlichen Leben schenken. Insbesondere im Sakrament der Taufe lebt die Kirche diese Mutterschaft, wenn sie Kinder Gottes hervorbringt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, der in jedem von ihnen „Abba! Vater!“ (Gal 4,6) ruft. Wie Maria ist die Kirche Mittlerin des Segens Gottes für die Welt: Sie empfängt den Segen, da sie Jesus aufnimmt, und sie teilt ihn mit, indem sie Jesus bringt.“


Jesus sei „der Friede“, rief der Papst – und er schlug damit den Bogen zum Weltfriedenstag.


„Erziehung zum Frieden gehört zur Sendung der Kirche“


„Gott sei Dank hat die Menschheitsfamilie nach den Tragödien von zwei großen Weltkriegen gezeigt, daß sie sich dessen immer mehr bewußt ist. Dies bestätigen einerseits internationale Erklärungen und Initiativen, andererseits die Tatsache, daß in den letzen Jahrzehnten bei den Jugendlichen selbst viele und verschiedene Formen des gesellschaftlichen Einsatzes auf diesem Gebiet zu finden sind. Für die kirchliche Gemeinschaft gehört die Erziehung zum Frieden zu der von Christus erhaltenen Sendung und ist integraler Bestandteil der Evangelisierung, denn das Evangelium Christi ist auch das Evangelium der Gerechtigkeit und des Friedens.“


Benedikt XVI. erinnerte an „die Schatten, die heute den Horizont der Welt verdunkeln“: Wer vor einem solchen Hintergrund Verantwortung für die Erziehung von Jugendlichen zu grundlegenden Werten übernehme, der sorge dafür, dass man „mit Hoffnung in die Zukunft blicken“ könne. Erziehung sei aus zwei Gründen heutzutage eine Herausforderung:


„Erstens, weil in der gegenwärtigen Zeit, die stark von einer technologischen Mentalität geprägt ist, erziehen und nicht bloß unterrichten zu wollen nicht selbstverständlich ist, sondern eine Entscheidung darstellt; zweitens, weil die relativistische Kultur eine radikale Frage stellt: Hat es noch einen Sinn, zu erziehen?, und dann: Zu welchem Ziel erziehen?“


„Welt von heute ist kleiner geworden“


Ganz wesentlich sei heute die Erziehung zur Gerechtigkeit und zum Frieden.


„Die Jungen und Mädchen von heute wachsen in einer Welt auf, die sozusagen kleiner geworden ist, in der beständige, wenn auch nicht immer direkte Kontakte zwischen den verschiedenen Kulturen und Traditionen bestehen. Für sie ist es heute mehr denn je unerläßlich, den Wert und den Weg des friedlichen Zusammenlebens, der gegenseitigen Achtung, des Dialogs und des Verstehens zu lernen.“


Ohne solche Erziehung könnten „die gesellschaftlichen Gegebenheiten, in denen sie aufwachsen, Jugendliche dazu bringen, in ihrem Denken und Handeln eine ... intolerante und gewalttätige Weise anzunehmen“, mahnte der Papst. Besondere Verantwortung für solche Erziehungsarbeit komme den Religionsgemeinschaften zu.


„Friedenserziehung für Jugendliche – bis jetzt hat die Papstbotschaft zu diesem Thema noch nicht das Echo gefunden, das sie verdient“, bedauert Vatikansprecher Federico Lombardi in einem Editorial für Radio Vatikan. „Aber manchmal sind die wichtigsten Dinge ja auch gar nicht die, von denen am meisten gesprochen wird. Jedenfalls wird es keinen Frieden geben, wenn man Jugendliche heute nicht zu Frieden erzieht. Denken wir da nur an die großen Umwälzungen in Nordafrika und Nahost, oder an die Indignados-Bewegung in den westlichen Ländern, von Spanien über England bis zu den USA. Welches Ergebnis wir das alles längerfristig haben, wenn die Aufmerksamkeit der Medien sich längst auf anderes richten wird? Das hängt zu einem großen Teil von der Erziehung ab. Sonst folgen auf die Frustrationen von heute unweigerlich die von morgen und die von übermorgen.“

Lombardi: Papst besucht 2012 womöglich den Libanon


Der Jesuitenpater Lombardi sprach gegenüber dem italienischen Fernsehen von einer Möglichkeit, dass Papst Benedikt im neuen Jahr „den Nahen Osten und konkret den Libanon“ besuchen wird. Das sei allerdings im Moment „mehr ein Hoffnung und noch keine Gewißheit“, so der Leiter des Vatikanischen Pressesaales. Benedikt XVI. wird wohl 2012 das Schlußdokument der Sonderbischofssynode zum Nahen Osten vorstellen. Die Synode hatte im Oktober 2010 im Vatikan getagt, kurz vor dem Ausbruch des arabischen Frühlings. Eine der Fürbitten in St. Peter wurde an diesem Sonntag übrigens auch in arabischer Sprache vorgetragen.


Hintergrund

Am 1. Januar begeht die katholische Kirche seit 1968 den Weltfriedenstag. Zugleich feiert sie das traditionelle Hochfest der Gottesmutter Maria, das für die lateinische Kirche und einige Kirchen des Ostens auf den ersten Tag des Jahres fällt. Die Papstbotschaft zum Weltfriedenstag war bereits am 16. Dezember veröffentlicht worden. Der Papst fordert darin, die Anliegen von Jugendlichen stärker zu berücksichtigen.

(rv 01.01.2012 sk)







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