Erzbischof von Berlin: Taizé-Treffen unterstützt Neuevangelisierung
Das Europäische Taizé-Treffen
kann dem katholischen Glauben im säkularen Berlin neuen Schwung geben. Das hofft der
Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki im Interview mit Radio Vatikan. Woelki nimmt
an diesem Freitagabend mit den Teilnehmern des Jugendtreffens am Abendgebet teil;
mit dabei bei werden auch Landesbischof Markus Dröge und Katrin Göring-Eckardt, Präses
der Synode der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), sein. Im Interview mit Radio
Vatikan zieht Woelki auch Bilanz über seine bisherige Amtszeit als Erzbischof von
Berlin und die Papstreise nach Deutschland, deren erste Stationen Berlin und Erfurt
waren.
Berlin hat nur neun Prozent Katholiken und 19 Prozent evangelische
Christen. Ein Großteil der Berliner sei ungetauft und nicht christlich, unterstreicht
Woelki auch mit Blick auf das gesamte Erzbistum: So lebten im Greifswald allein 80
bis 85 Prozent ungetaufter Menschen. Die katholische Kirche sei in Berlin damit immer
noch eine Diaspora-Kirche. Umso mehr Hoffnungen setzt der Berliner Erzbischof in das
Europäische Taizé-Treffen in Berlin:
„Ich denke, dass vom Treffen her mit
Blick auf eine Neuevangelisierung ein Impuls gegeben werden kann. Die Menschen hier
sehen: Es kommen 30.000 junge Leute nach Berlin, die vereint sind im gemeinsamen Glauben
unterschiedlicher Nationen, die darin aber für sich einen Halt und eine Wegweisung
gefunden haben - dass von diesem Treffen aus erneut Menschen angesprochen werden können
hier in Berlin, sich erneut mit Glaube auseinander zu setzen.“
Im Vatikan
wurde jetzt bekannt, dass das nächste Europäische Taizé-Jugendtreffen zum Jahreswechsel
2012/13 in Rom stattfinden wird. Welche Strahlkraft kann von diesem Standort ausgehen,
sozusagen ganz nah am Papst?
„Das wir ein Treffen sein, das eine besondere
Aufmerksamkeit verdienen wird, das ist ja das Zentrum der katholischen Weltkirche.
Der Papst hat von seinem Amt und Dienst her die große Aufgabe, zu versöhnen und Einheit
zu stiften. Ich glaube, dass der Papst einer der ganz großen Ökumeniker ist und das
nicht nur im Hinblick auf die Ostkirchen, sondern auch mit Blick auf die aus der Reformation
hervorgegangenen Gemeinschaften und Kirchen. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass
dieses Treffen in Rom nochmal einen besonderen ökumenischen Akzent haben und darstellen
wird und vielleicht auch von dort aus etwas für die Einheit der Kirchen getan werden
kann.“
Exzellenz, Sie sind seit wenigen Monaten im Amt und haben Papst
Benedikt XVI. im vergangenen September in Berlin empfangen - wie resümieren Sie die
ersten Monate als Erzbischof von Berlin?
„Ich glaube, dass natürlich gerade
in Berlin der Papstbesuch von einer besonderen Wichtigkeit war. Wir haben lange darauf
gewartet, wir sind eine kleine, eine Diaspora-Kirche. Allein die Anwesenheit des Papstes,
das große Fest im Olympiastadion. der glaubensfrohe Gottesdienst, den wir dort feiern
durften in dieser Gemeinschaft, das hat diese unsere Diaspora-Kirche gestärkt und
gut getan, das hat ihr Mut gemacht!. Dann ist natürlich zu erinnern an die großartige
Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag, wo er wirklich versucht hat, noch einmal
die Grundlagen unseres Rechtes und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung über
alle Konfessionen und Religionen hinweg im letzten, Gott, zu verankern. Ich denke
auch, dass für uns sehr wichtig gewesen ist der Papst in Erfurt, neben dem ökumenischen
Schwerpunkt, den er dort gesetzt hat – dass er dort ganz deutlich gewürdigt hat die
Rolle der Christen in der Zeit der SED-Diktatur, dass er gerade auch ihre Treue anerkannt
und gewürdigt hat. Das war für unsere Kirche in Ostdeutschland ganz entscheidend und
wichtig.“
Das am Mittwoch eröffnete Taizé-Treffen dauert noch bis Sonntag.
Das gesamte Interview hören Sie durch Anklicken des Lautsprechersymbols oben
links.