Nach dem schweren
Bombenattentat auf eine Kirche in Abuja reißt die Gewalt gegen Christen in Nordnigeria
nicht ab: Islamische Extremisten zündeten am Montag in Potiskum mindesten 30 Geschäfte
an, die Christen gehören. Hunderte Menschen flohen, um sich in Sicherheit zu bringen,
berichtet Adnkronos unter Verweis auf arabische Medienberichte weiter. Auch ein großes
Einkaufszentrum und das Haus eines christlichen Gemeindevorstehers seien angezündet
worden. Resignation, Trauer, aber auch Wut – Nordnigerias Christen haben mit gemischten
Gefühlen auf die Gewalt reagiert, berichtet der Erzbischof von Abuja, John Olorunfemi
Onayekan, im Gespräch mit Radio Vatikan. Er hofft auf Dialog mit der muslimischen
Gemeinschaft:
„Es gibt junge Leute, die sehr wütend sind. Wir haben versucht,
sie zu beruhigen. Aber wir haben der Regierung auch ganz klar gemacht: Der einzige
Weg, diese jungen Menschen zu beruhigen, die ihre Verwandten und Freunde verloren
haben, ist, angemessen auf die Gewalt zu reagieren und die Nester der Terroristen
zu finden und zu beseitigen!“
„Seid ihr in der Lage, uns zu beschützen
oder muss jeder selbst für den Schutz der eigenen Familie sorgen?“ Diese Frage hätten
aufgebrachte jungen Christen dem nigerianischen Innenminister bei einem Krisentreffen
am Montag gestellt. Als Reaktion auf die erneute Gewalt gegen Christen will Nigerias
Regierung für Anfang 2012 ein Gipfeltreffen zur nationalen Sicherheit organisieren.
Um eine Dynamik der Rache und Selbstjustiz zu vermeiden, propagiert die katholische
Kirche in Nordnigeria Dialog und Versöhnung – gerade jetzt, unterstreicht Erzbischof
Onayekan:
„Wir dürfen keine Angst vor den Tätern haben. Wir dürfen nicht
zulassen, dass sie unseren Geist töten: den Geist des Zusammenlebens und des gegenseitigen
Respektes. Die Mehrheit der Nigerianer – Christen und Muslime – will in Frieden zusammenleben.
Unter den Opfern des Attentates vom Sonntag waren auch Muslime. Es besteht jetzt die
große Gefahr, dass Hass und Spannung zwischen Christen und Muslimen entsteht. Das
wäre eine noch viel größere Tragödie!“
Ebenfalls am Montag feierten hunderte
Menschen in Abuja eine Gedenkmesse für die Opfer des Anschlags vom Sonntag; am 25.
Dezember hatten Extremisten der Sekte „Boko Haram“ einen Bombenanschlag auf die Kirche
der Heiligen Theresa in Abuja verübt. Dabei kamen Medienangaben zufolge mindestens
40 Menschen ums Leben. Außer in der Hauptstadt gab es auch in anderen Landesteilen
am Sonntag Anschläge, wie nationale und internationale Medien berichteten. Bomben
detonierten demnach bei Kirchen in der nordöstlichen Stadt Gadaka und dem zentralnigerianischen
Jos. Papst Benedikt XVI. verurteilte die Gewalt und rief zu Frieden und Versöhnung
auf.
„Feige Attacken aus blindem Hass“ Der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kondolierte der nigerianischen
Bischofskonferenz. In einem Schreiben vom Dienstag an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz,
Erzbischof Felix Alaba Job, und den Erzbischof von Abuja, John Onaiyekan, drückt Zollitsch
sein Mitgefühl für die ganze Kirche Nigerias aus: „Die feigen Attacken auf Gotteshäuser
sind für mich unvorstellbare und von blindem Hass gesteuerte Taten. Ich möchte Ihnen,
den Angehörigen der Opfer und der ganzen Kirche Nigerias mein tief empfundenes Beileid
aussprechen und darf Ihnen versichern, dass ich Ihnen im Gebet verbunden bin“, schreibt
Erzbischof Zollitsch. (rv/adnkronos/pm 27.12.2011 pr)