2011-12-27 13:43:21

Griechenland/Russland: Wirbel um Verhaftung eines Abtes


Gegen die Verhaftung eines Abtes auf Athos hat die russisch-orthodoxe Kirche protestiert. Sie wirft „politisch einflussreichen Kreisen des griechischen Establishments“ vor, bewusst eine „Zurückweisung der verfassungsmäßig garantierten spirituellen Rolle“, die der Orthodoxie in Griechenland zugedacht sei, vorexerzieren zu wollen. Ziel sei es, mit derartigen Aktionen den wegen des Finanzdebakels verärgerten Westen zu beeindrucken. Anlass der indirekten Kritik an der Regierung von Ministerpräsiden Lukas Papademos war die zu Weihnachten erfolgte Verhaftung des Abts des Vatopedi-Klosters auf der Halbinsel Athos, Archimandrit Ephraim. Die griechische Polizei hatte den Abt auf der berühmten „Mönchsrepublik“ Athos in seiner Klosterzelle unter Hausarrest gesetzt. Nach Angaben der griechischen Justiz werden dem Abt Ephraim Geldwäsche und Betrug vorgeworfen. Er soll versucht haben, auf Kosten des Staates bei einem Immobiliendeal ein lukratives Bürogebäude nahe Athen zu erwerben. Wie der Sekretär für interorthodoxe Beziehungen des Moskauer Patriarchats, Erzpriester Igor Jakimtschuk, am Dienstag gegenüber der russischen Nachrichtenagentur „Interfax“ erklärte, sei die Aktion überaus fragwürdig. Die Verhaftung sei kurz nach der Rückkehr des Abtes aus Moskau erfolgt, wo er die an das Moskauer Patriarchat verliehene Reliquie des „Gürtels der Gottesmutter“ zurückerhielt, teilte Jakimtschuk mit: „Wir sind in großer Sorge. Selbst wenn Archimandrit Ephraim in irgendeiner Weise schuldig sein sollte, ist die Verhaftung eines Abtes eine extreme Sanktion.“ Viele würden „politische Hintergründe“ sehen, so der Moskauer Erzpriester.

Hintergrund
Der Immobilienskandal um das berühmte Kloster auf dem Berg Athos im Nordosten Griechenlands hatte zwei Minister der konservativen Regierung von Kostas Karamanlis zum Rücktritt gezwungen und zu dessen Wahlniederlage im Herbst 2009 beigetragen. Im Dezember 2010 waren der Abt und seine rechte Hand, der Mönch Arsenios, bereits zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil sie einen Richter zu korrupten Machenschaften verleitet hatten. Ein Ermittlungsrichter schätzte den daraus gezogenen Vorteil auf eine Summe in der Höhe von mehr als 100 Millionen Euro.

(kap 27.12.2011 pr)








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