Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch,
hat Protestanten und Katholiken zur gemeinsamen Rückbesinnung auf 1.500 Jahre gemeinsamer
Kirchengeschichte aufgerufen. Daraus könnten sich auch neue Erkenntnisse für das Verständnis
der Reformation ergeben, sagte Koch in einem zu Weihnachten ausgestrahlten Interview
des Fernsehens der Deutschen Welle. Schließlich habe Martin Luther „ja keine neue
Kirche gründen wollen“. Ihm sei es vielmehr um eine „Erneuerung der Kirche“, nicht
um einen „totalen Bruch“ gegangen. Heute, so der Kardinal, gehe es im Dialog der getrennten
Kirchen um Heilung des Gedächtnisses. Erneut wandte sich der oberste Ökumene-Vertreter
des Vatikan gegen Enttäuschungen auf evangelischer Seite nach dem Deutschlandbesuch
von Papst Benedikt XVI. im September. Enttäuscht könne man nur sein, wenn Erwartungen
nicht in Erfüllung gegangen seien. Dann müsse man aber auch darüber sprechen, ob diese
Erwartungen berechtigt gewesen seien. Die Reden von Benedikt XVI. bei der Begegnung
mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 23. September in Erfurt seien
sehr hoffnungsvoll und „wegweisend für die Zukunft“ gewesen, so Koch. Der Kardinal
betonte, er selbst blicke mit großer Zuversicht auf die Zukunft der Ökumene in Deutschland.
Auch im Vatikan hätten viele zur Kenntnis genommen, wie positiv der Papst in Erfurt
über Luther gesprochen habe und wie positiv er die Wurzeln der Ökumene sehe.