Christmette: Papst-Appell zu Demut und Einfachheit
Benedikt XVI. hat
mit Tausenden von Gläubigen am Heiligen Abend die Christmette im Petersdom gefeiert.
In seiner Predigt rief Benedikt zur Abkehr von Gewalt und Materialismus auf. Zuvor
hatte der Papst ein Friedenslicht entzündet. Zu Beginn der Messe hatten zehn Kinder
aus fünf Ländern Blumengestecke vor die Figur des Jesuskinds vor dem Altar gelegt.
Der 84-jährige Pontifex wurde auf einer fahrbaren Plattform durch den Mittelgang des
Petersdoms zum Altar geschoben. Benedikt XVI. benutzt dieses Hilfsmittel – wie bereits
sein Vorgänger – um Kräfte zu sparen, aber auch um besser von den Gläubigen gesehen
zu werden.
Der Papst beklagte in seiner Predigt, dass Weihnachten zu einem
„Fest der Geschäfte“ geworden sei.
„Derer greller Glanz hat das Geheimnis
der Demut Gottes verdeckt, die uns zur Demut und zur Einfachheit einlädt. Bitten wir
den Herrn darum, dass er uns hilft, durch die glänzenden Fassaden dieser Zeit hindurchzuschauen
bis zu dem Kind im Stall zu Bethlehem, um so die wahre Freude und das wirkliche Licht
zu entdecken.“
Benedikt XVI. fügte bei, dass vom Weihnachtsfest eine Botschaft
zu Demut und Einfachheit ausgehe. Zugleich mahnte er Solidarität mit den Menschen
an, die Weihnachten in Armut, Leid und Unterwegssein feiern müssten.
„Der
heilige Franz von Assisi selbst hatte in der Heiligen Nacht zu Greccio als Diakon
mit strahlender Stimme das Weihnachtsevangelium gesungen. Durch die Lichtgesänge der
Brüder zur Heiligen Nacht erschien die ganze Feier als ein einziger Ausbruch von Freude.
Gerade die Begegnung mit der Demut Gottes wurde zur Freude – seine Güte schafft das
wahre Fest.“
Er forderte, vom hohen Ross des aufgeklärten Verstandes herunterzusteigen
und die Fixierung auf das Materielle, das Messbare und Greifbare abzulegen.
„Wir
müssen uns herunterbeugen, sozusagen geistig zu Fuß gehen, um durch das Portal des
Glaubens eintreten zu können und dem Gott zu begegnen, der anders ist als unsere Vorurteile
und Meinungen – der sich in der Demut eines neu geborenen Kindes verbirgt. Feiern
wir so die Liturgie dieser Heiligen Nacht, und verzichten wir auf unsere Fixierung
auf das Materielle, auf das Messbare und Greifbare.“
Mit Nachdruck rief
der Papst bei der rund zweistündigen Christmette im überfüllten Petersdom zu Frieden
und Gewaltlosigkeit in der Welt auf. Durch seine Geburt als Kind habe Gott sich aller
Gewalt entgegengestellt und eine Botschaft des Friedens gebracht.
„In dieser
Stunde, in der die Welt immer wieder an vielen Orten und auf vielerlei Weisen von
der Gewalt bedroht ist; in der es immer wieder Stöcke des Treibers und blutbefleckte
Mäntel gibt, rufen wir zum Herrn: Du, der starke Gott, bist als Kind erschienen und
hast dich uns als der gezeigt, der uns liebt, durch den die Liebe siegen wird. Und
du hast uns gezeigt, dass wir mit dir Friedensstifter sein müssen. Wir lieben dein
Kindsein, deine Gewaltlosigkeit, aber wir leiden darunter, dass die Gewalt fortgeht
in der Welt, und so bitten wir dich auch: Zeige deine Macht, o Gott. Mache es wahr
in dieser unserer Zeit, in dieser unserer Welt, dass Treiberstöcke, die blutbefleckten
Mäntel und die dröhnenden Stiefel verbrannt werden und dein Friede siegt in dieser
unserer Welt.“
Mit der Geburt in Bethlehem sei der gute Gott Mensch geworden.
Auch heute fragten sich Menschen, „ob die letzte Macht, die die Welt begründet und
trägt, wirklich gut sei oder ob nicht das Böse genau so mächtig und ursprünglich sei
wie das Gute und Schöne“. Demgegenüber bringe das Weihnachtsfest dem Menschen die
neue und tröstende Gewissheit, dass die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes
erschienen ist.