Die Bischöfe Kanadas
wollen die Menschen auf Haiti stärker unterstützen. Das ist das Fazit ihres Besuchs
auf der Karibikinsel. Eine Woche lang haben die nordamerikanischen Bischöfe das Land
bereist. Im Gespräch mit uns sagt der Vizepräsident der Bischofskonferenz, Erzbischof
Paul-André Durocher, dass das Land immer noch an den schlimmen Folgen des Erdbebens
vom Januar 2010 leide.
„Wir haben die Zeichen dieser Tragödie in der Hauptstadt
Port-au-Prince gesehen. Vieles wurde noch nicht wieder aufgebaut. Immer noch leben
etwa 200.000 Menschen ohne ein festes Dach über dem Kopf. Wir sahen, mit welchen Schwierigkeiten
Hilfswerke versuchen, den Menschen beizustehen. Das hat uns dazu bewegt, unseren Einsatz
für Haiti zu stärken.“
Kanadische Katholiken hatten nach dem Erdbeben vom
12. Januar 2010 Nothilfen in Höhe von 20 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.
Mit dem Besuch wollten Kanadas Bischöfe sehen, ob und welche Fortschritte beim Wiederaufbau
gemacht wurden.
„Wer Haiti kennt, weiß dass hier der Staat sehr fragil ist.
Das war schon vor dem Erdbeben der Fall. Es gab und gibt keine staatlichen Strukturen,
die die Gemeinschaft unterstützt. Es war hier immer schwierig, überhaupt eine Regierung
zu bilden. Aber es gibt auch positive Nachrichten. Wir haben beispielsweise eine vor
Kurzem fertig gebaute Strasse gesehen, die etwa 100 Kilometer lang ist und die Hauptstadt
mit vielen kleineren Ortschaften verbindet.“
Insgesamt starben beim Erdbeben
220.000 Menschen, über 300.000 wurden verletzt. Die Naturkatastrophe verursachte vor
allem in der Landeshauptstadt Port-au-Prince mit über drei Millionen Einwohnern und
in anderen Städten der Region verheerende Schäden.
„Die katholische Kirche
unternimmt hier sehr viel. Wir haben mit den Bischöfen Haitis gesprochen. Sie haben
uns erzählt, dass es Priesterseminare gibt, die in Zelten sind. Also auch die Infrastruktur
der Kirche spürt die Folgen dieser Naturkatastrophe. Alle sitzen im selben Boot. Ich
bin der Meinung, dass der Wiederaufbau hier nicht nur eine Wiederherstellung von Gebäuden
und Strassen ist. Die Gesellschaft braucht unbedingt ein Kitt, der sie zusammenhält.
Die Kirche kann dabei eine wichtige Rolle spielen.“