Kirchliche Hilfswerke
sehen die Zukunft des Irak in Gefahr. Fast neun Jahre nach Kriegsbeginn haben die
US-Truppen endgültig den Irak verlassen. Die Lage der Christen werde sich wohl weiter
verschlechtern. Das befürchtet im Gespräch mit dem Kölner Domradio André Stiefenhofer
vom katholischen Hilfswerk Kirche in Not.
„Die Amerikaner hinterlassen im
Irak einen Scherbenhaufen, ein zerbröckelndes Land. Die Situation ist, dass die Region
Kurdistan im Nordosten bereits autonom ist. Und Oppositionellen, „zweifelhaften“ Elementen
und auch Christen Schutz anbietet, also Menschen, die im arabischen Teil des Iraks
überhaupt keine Chance mehr hätten. Eine weitere Region hat jetzt die Autonomie angekündigt,
das ist eine sunnitische Region. Die Regierung in Bagdad ist schiitisch. Und nach
dem Abzug der Amerikaner hat der schiitische Nuri al-Maliki mit seinen sunnitischen
Koalitionspartnern gebrochen, u.a. wegen dieser Autonomie-Region. Die Region ist am
Auseinanderbrechen.“
Vertreter von „Kirche in Not“ waren im vergangen Mai
im Irak und haben angeschaut, wie es den Christen geht, so Stiefenhofer.
„Da
war es so, dass im arabisch regierten Teil die Christen ständig von Kriminellen bedroht
waren, die von den politischen Parteien oder von Terrororganisationen auf sie gehetzt
wurden. Hier sieht man, dass schon damals weder Armee noch Polizei Schutz geboten
haben. Im kurdischen Teil dagegen waren die Christen relativ sicher.“
Ob
das jetzt so bleibt, sei sehr fraglich, fügt er an. Bereits Ende August hatte die
Türkei damit begonnen, gegen die PKK in Kurdistan vorzugehen.
„Das scheint
Unsicherheit in die Region gebracht zu haben. Vor zwei Wochen haben wir Angriffe gegen
christliche Geschäfte von Islamisten registrieren müssen. Auch in Kurdistan gärt es,
das macht uns Sorge, weil hier die Christen bislang am friedlichsten leben konnten.“