Wie sieht die Zukunft
der Christen in Nordkorea nach dem Tod von Staatschef Kim Jong Il aus? Staatliche
Medien berichteten am Montag, Jong Il habe am Samstag einen Herzinfarkt erlitten;
als Nachfolger sei sein Sohn Kim Jong Un vorgesehen. Nordkorea steht auf Platz eins
des Weltverfolgungsindex des konfessionsübergreifenden internationalen Hilfswerkes
„Open Doors“. Markus Rohde, Leiter von „Open Doors“, hält eine kurzfristige Verbesserung
der Lage unter dem designierten neuen Staatsführer Kim Jong Un für unwahrscheinlich,
„weil er ja selbst schon im Land einige Jahr zuvor aktiv mitgewirkt hat
im Bereich der Verfolgung von Christen. Insofern stellt sich natürlich die Frage,
ist das unter einem Druck seines Vaters in dem Regime geschehen oder hat er jetzt
nach dem Tod seines Vaters andere Pläne – das wird sich erst noch zeigen müssen.“
Unter
Mitwirkung von Kim Jong Un sei es zu verstärkten Hausdurchsuchungen gekommen, und
Spione seien gezielt dazu ausgebildet worden, religiöse Netzwerke zu unterwandern,
berichtet Rohde. Das Hilfswerk schätzt, dass 50.000 bis 70.000 Christen in Nordkorea
in Arbeitslagern inhaftiert sind und brutal gefoltert werden. Von solchen Lagern gebe
es mehr als 30.
„Weiter gibt es eine Geheimpolizei, die im gesamten Land
unterwegs ist und sich darauf spezialisiert hat, die Praktiken von Christen zu studieren,
um Christen zu erkennen – zum Beispiel jetzt zu Weihnachten oder Ostern, wenn sie
sich in kleinen Gruppen treffen. Die Situation der Christen ist auch insofern dramatisch,
dass die gesamte Familie in Form einer Sippenhaft haftet: eine Christin wird mit einer
Bibel erwischt und ihre ganze Familie wird in ein Arbeitslager verfrachtet.“
Nach
Angabe der Vereinten Nationen fliehen trotz des enormen Risikos immer mehr Menschen
aus Nordkorea. Thailand ist eines der wenigen Länder der Region, das nordkoreanische
Flüchtlinge vorbehaltlos aufnimmt. Ganz anders agiert die Führung der Kommunistischen
Partei Chinas. Gemäß einem 1968 geschlossenen Abkommen zwischen Peking und Pjöngjang
werden nordkoreanische Flüchtlinge von China nach Nordkorea zurückgeschoben. Dort
erwarten sie langjährige Haftstrafen, Zwangsarbeit, Folter oder sogar die Todesstrafe.
Trotz dieser Schreckensnachrichten und Schwierigkeiten – die christliche Gemeinschaft
in Nordkorea zu vertreiben oder auszurotten, sei dem Regime bis heute nicht gelungen,
erzählt Rohde weiter. Ganz im Gegenteil:
„Dennoch, und das ist die gute
Nachricht, wächst die christliche Gemeinde in Nordkorea. Wir gehen davon aus, dass
es zirka 400.000 Christen im Untergrund gibt.“