Adveniat-Bischof: „Lateinamerika-Reise wird Glauben stärken“
Diese Woche hat Papst
Benedikt angekündigt, dass er im kommenden Frühjahr Lateinamerika besuchen möchte,
namentlich Mexiko und Kuba. Das sei eine positive Geste des Papstes, würdigt der deutsche
Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck. Im Namen des katholischen Hilfswerks Adveniat,
und auch aus deutscher Sicht, möchte Bischof Overbeck dem Papst für diese Reise danken.
In unserem Wocheninterview mit Mario Galgano geht Bischof Overbeck die Besonderheiten
dieser Reise ein.
„Mein erster Eindruck war, dass ich dankbar bin für diesen
Besuch und der zweite, dass die Herauforderungen einmal darin bestehen Mexiko deutlich
zu machen, dass die Kirche wirklich eine echte Stimme der Öffentlichkeit ist, dass
sie eine moralische Autorität ist und das sie wesentlich zur Identität des mexikanischen
Volkes gehört. Gerade die Madonna von Guadalupe, die ja auch die Patronin von Lateinamerika
ist, macht das deutlich. Und dass daraus aber auch wieder Herausforderungen erwachsen,
die mit Bildung, mit Liturgie, mit Volksfrömmigkeit und so weiter zu tun haben. In
Kuba wird die Herausforderung vor allen Dingen in dem Nebeneinander von Politik und
Kirche bestehen, um darin Räume zu haben, in denen die Kirche evangelisieren kann
und vor allen Dingen auf diese Weise die soziale Botschaft der Kirche, nämlich den
Armen und den Ärmsten zu helfen und aufzuhelfen Raum gibt. Das scheinen mir die wichtigsten
Perspektiven zu sein. Von daher bin ich auch von Seiten von Adveniat mehr als dankbar
für diese Reise, sofern es sich für einen Bischof gehört, das dem Papst gegenüber
zum Ausdruck zu bringen. Auf der anderen Seite sind wir selber von Adveniat, sowohl
in Kuba als auch in Mexiko schon lange und auf vielfältige Weise engagiert.“
Was
hoffen Sie, welche Botschaft der Papst bei seiner Reise mit nach Lateinamerika mitbringt?
„Ich
glaube, es ist wesentlich und wichtig, solidarisch zu sein mit den schwierigen Verhältnissen,
in denen unterschiedlich in Kuba und in Mexiko die katholische Kirche ihre Botschaft
verkündet und lebt und von daher eine Stärkung im Glauben vor allen Dingen erfährt.
Insofern wünsche ich der lateinamerikanischen Kirche vor allem in Mexiko und Kuba
genau das, was wir beim Besuch des Heiligen Vaters im September hier in Deutschland
erfahren durften, nämlich eine Stärkung im Glauben und das Wort ‚Wo Gott ist, da ist
Zukunft’. Das gilt genauso für Deutschland wie für Kuba und Mexiko.“
Wird
es denn irgendwie eine Zusammenarbeit von Adveniat für diese Papstreise geben? Wird
Adveniat in irgendeiner Art und Weise, direkt oder indirekt involviert sein?
„Das
ist immer wieder angefragt, weil es sehr gute Beziehungen gibt zwischen der Kirche
in Deutschland und vor allen Dingen unserem Hilfswerk Adveniat und den lateinamerikanischen
Ortskirchen und den Ortskirchen in der Karibik. Und so ist das auch auf Kuba und so
wird es auch in Mexiko sein. Das ist völlig selbstverständlich, dass die vielen Kanäle
der Hilfen und Unterstützung genutzt werden und wir auch das anbieten, was wir anbieten
können.“
Nun ist es ja eben so, dass Adveniat in diesem Jahr Geburtstag
feiert, 50 Jahre. Wenn Sie eine Bilanz von diesen Jahrzehnten ziehen könnten, was
würden Sie sagen, was bleibt?
„Die 50 Jahre Adveniat haben zum einen gezeigt,
dass die deutschen Katholiken – das war eine dar anfänglichen Gründe, warum das Werk
entstanden ist – eine große Sensibilität und Dankbarkeit gezeigt haben für die Hilfe,
die sie selber in den schwierigen Nachkriegsjahren auch von den lateinamerikanischen
Ortskirchen bekommen haben. Auf der anderen Seite haben die deutschen Katholiken –
ich bin immer allen Spenderinnen und Spendern immer sehr dankbar - Jahr für Jahr insgesamt
2,3 Milliarden Euro gespendet, sodass wir mit sehr vielen Projekten die Ortskirchen
dort unterstützen konnten: im Aufbau der Seelsorge und Priesterseminaren, für Ausbildung
von Priestern und Ordensleuten, Laien, Katecheten etc. Das Jubiläumsjahr hat das auf
verschiedenen Ebenen gezeigt. Wir haben ein theologisches Symposium hier in meinem
Bistum Essen in Mühldorf hinter Wolfsburg gehabt, wir haben ein theologisches Symposium
in Aparecida jetzt Ende September abgehalten, uns mit theologischen Entwicklungen
in der Karibik und Lateinamerika beschäftigt. Es hat hier in Deutschland ein großes
Fest in Essen stattgefunden, ein offizieller Festakt, sowohl in essen als nochmals
in Köln und wir haben das Jubiläum auch groß in Aparecida, wie auch in Sao Paulo feiern
können, schließlich auch mit einer heiligen Messe aus einer Favela, die durch das
ZDF übertragen wurde und mit einem in ganz Lateinamerika übertragenen Pontifikalamt
mit dem Erzbischof Kardinal Scherer von Sao Paulo aus der Kathedrale eben dort. Durch
die jetzt auch schon vielen Besuche und Gespräche, die ich führen konnte, ist mir
deutlich geworden, dass sehr viele lateinamerikanische Bischöfe und Ortskirchen uns
sehr dankbar für unsere Hilfe sind, danken sehr für die Verlässlichkeit und dafür
geholfen zu haben, verlässliche Strukturen aufzubauen. Und ich kann heute auch sagen,
dass wir in der deutschen Kirche viel gelernt und viele Partnerschaften geknüpft haben,
nicht nur über Adveniat, sondern die Diözesen, einzelne Pfarreien und andere Institutionen
und Strukturen. Da gilt einfach ein einfach Wort: Niemand ist so reich, dass er etwas
einfaches empfangen könnte und niemand ist so arm, dass er nichts geben könnte.“
Jetzt
gibt es ja auch die Weihnachtsaktion mit dem Motto ‚Dein Reich komme’. In wie weit
ist diese Aktion auch im Rahmen des Jubiläums einzuordnen?
„Die Aktion von
Adveniat hat ihren Titel von der zweiten Vaterunserbitte bekommen, sowohl beim 25-jährigen
Bestehen, als auch jetzt beim 50-jährigen es für uns verständlich war, um dieses Motto
zu wählen, da es deutlich macht, dass das die Zielperspektive all unseres Tuns in
der Kirche und mit der Kirche und durch die Kirche ist, dass es um das Kommen von
Gottes Reich geht. Das hat - da kann man an die Optionen der Versammlung der Bischöfe
Lateinamerikas in Aparecida anschließen – mit Bildung zu tun, mit einer Sorge für
die Armen, aber auch einer Option der Armen, auf die zu hören ist. Wenn man das verbindet
mit den vielen Perspektiven des weiteren Aufbaus einer Gesellschaft, die sich leider
Gottes immer mehr in einige wenige Reiche und unzählige Arme spaltet, dann bleibt
viel zu tun für uns. Und das konnten wir jetzt wiederum bei der Aktionseröffnung in
Köln am dritten Sonntag, dem letzten Adventssonntag deutlich feststellen und merken,
was für eine lebendige und große Festgemeinschaft da zusammengekommen war, die sich
aber gegenseitig bereits gut kannte und guten Austausch gepflegt hat.“