2011-12-17 15:50:35

Niederlande: Scham und Schmerz


Mit Scham und Schmerz reagieren die Bischöfe und Ordensoberen auf den Abschlußbericht über kirchliche Missbrauchsfälle. In ihrer Erklärung sprechen sie von der Schuld der Täter, aber auch der kirchlichen Vorgesetzten, die sich im Umgang mit solchen Fällen nicht zuallererst von der Sorge für die Opfer leiten ließen. Jetzt wollen sie für Entschädigungen und andere Hilfen für die Opfer sorgen. Der Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission über die Jahre 1945 bis 2010 stellt fest, mehrere zehntausend Minderjährige seien an kirchlichen Einrichtungen der Niederlande Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Das Ausmaß dieser Übergriffe sei zwar „prozentual betrachtet relativ gering, aber an den absoluten Zahlen gemessen ein großes Problem“. Hinsichtlich des Ausmaßes sexueller Übergriffe unterschieden sich katholische Schulen und Internate nicht signifikant von Einrichtungen in anderer Trägerschaft. In der Kirche selbst konnte die Kommission anhand von Akten und Opferberichten etwa 800 Personen identifizieren, die sich in den letzten 65 Jahren an Minderjährigen vergriffen haben. Etwa 700 von ihnen sind verstorben.

Reaktion
Der frühere Erzbischof von Utrecht, Kardinal Adrianus Johannes Simonis, anerkennt in einer Stellungnahme, „dass aus Sicht der Regierung auch unter meiner Verantwortung auf einige Fälle nicht adäquat reagiert worden ist“. Das erfülle ihn „mit großer Bitterkeit“. Kardinal Simonis bezieht sich auch auf ein Interview vom März letzten Jahres; darin hatte er auf die Frage, ob die niederländischen Bischöfe von Missbrauchsfällen an kirchlichen Einrichtungen wüßten, mit Nein geantwortet. Der Untersuchungsbericht belegt hingegen, dass in der Bischofskonferenz durchaus über einige Fälle gesprochen worden war, allerdings noch vor der Bischofsernennung von Simonis.

(rv/faz 17.12.2011 sk)








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