2011-12-17 09:03:10

Die Adventsbetrachtung


RealAudioMP3 Die Betrachtungen zu den Adventssonntagen spricht Abt Maximiliam Heim OCist von Stift Heiligenkreuz, zum 4. Adventssonntag meditiert er den Text von Mt 1: 18-24

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.



Liebe Hörerinnen und Hörer!
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Weihnachten ist kein Märchen. Matthäus beginnt sein Evangelium mit dem Stammbaum Jesu. Es heißt dort in ständiger Wiederholung, dass dieser der Vater von jenem war. Gerade an der entscheidenden Stelle aber ist die Ahnenreihe, die mit Abraham beginnt, überraschend anders. Es heißt nicht: Josef war der Vater von Jesus. Vielmehr nennt der Evangelist hier Maria, die Mutter, und sagt: von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird.

Und ganz nüchtern wird diese Ausnahme erklärt: Maria war mit Josef verlobt. Nach jüdischem Recht galten die Verlobten bereits als Mann und Frau, auch wenn sie noch nicht zusammenlebten. Genau in dieser Zeit bemerkt Josef, dass Maria schwanger ist – nicht von ihm.

War seine Verlobte also untreu? Damals eine höchst ernste Sache: Auf Ehebruch stand die Steinigung. Noch schwerer wog der Schmerz der scheinbaren Untreue.

Josef will sich nicht rächen, was er leicht hätte tun können. Er will sie nicht „bloßstellen“. Er will sie so entlassen, dass auf sie kein Schatten fällt - in aller Stille.

Das Evangelium sagt, Josef war „gerecht“ das heißt in biblischer Sprache: ein gerader Mensch, ohne Falschheit, ohne Rache, ohne nachtragend zu sein. Ein Mensch, der ganz auf Gott schaut und vertraut.

Wir erahnen, welche Kämpfe sich im Herzen des Josef abgespielt haben. Weil er Maria kennt, kann er sich nicht vorstellen, dass seine Verlobte ihn betrogen hat. Und doch ist sie schwanger. In diese bohrenden Fragen hinein hat er einen Traum.

Josef schläft, aber zugleich ist er fähig, auf Gott zu hören. Es ist so, wie es unser Heiliger Vater einmal mit dem Hohelied im Alten Testament ausdrückte: Ich schlief, aber mein Herz wachte. In der Tiefe berührt Gott die Seele.

Ein Gottesbote erscheint ihm, ein Engel, und sagt: Das Kind, das Maria erwartet, ist nicht von einem anderen, sondern von Gottes Heiligem Geist. Josef erwacht und vertraut und glaubt das menschlich Unglaubliche. Er glaubt, dass dieses Kind von Gott ist. Und er vertraut Maria.

Genau das tun wir, wenn wir an das Evangelium glauben. Das Kind in der Krippe ist Gottes Sohn, der Mensch geworden ist. Das Kind, das Maria im Stall von Bethlehem zur Welt gebracht hat, ist wirklich wahrer Gott und wahrer Mensch, der „Emmanuel“, „Gott-mit-uns“.

Das Hauptproblem unserer Zeit scheint mir die Entleerung der Gestalt Jesu Christi zu sein. Man beginnt mit der Verneinung der jungfräulichen Empfängnis Jesu im Schoß Mariens und setzt mit der Verneinung der leiblichen Auferstehung Jesu Christi fort.

Oder um es mit Klaus Berger auf den Punkt zu bringen: Eine Bibelauslegung nach dem Motto „leere Krippe, volles Grab“ führt nicht zum Glauben. Nur wer sich in Demut tief bückt, erkennt und staunt, was es heißt: Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Josef war der Erste, der an Weihnachten geglaubt hat. Er hat als Erster den Sprung gewagt, sich dem Großen zu öffnen, dass Gott in diesem Kind selber zu uns gekommen ist. Und er hat sich ganz darauf eingelassen, Maria und das Kind, das sie empfangen hatte, zu sich zu nehmen und ihm Vater zu sein.

Wollen wir Weihnachten wirklich als ein Fest des Glaubens feiern, dann ist es gut, auf Josefs Haltung zu schauen. Mit seinem geraden Herzen erfasst er, was für den menschlichen Verstand allein unfassbar ist: dass Gott sich so klein machen und ein Kind werden kann. Sein Name ist „Jesus“ „Gott rettet“. Das ist für den Glaubenden kein Märchen, sondern Wirklichkeit. Amen.

Im Lied rufen wir:

Gotteslob (1975), Nr. 829 Anh. Erzb. Köln

O komm, o komm, Immanuel,
nach dir sehnt sich dein Israel!
in Sünd und Elend weinen wir
und flehn, und flehn hinauf zu dir.
Freu dich, freu dich, o Israel,
bald kommt, bald kommt Immanuel!

O komm, du wahres Licht der Welt,
das unsre Finsternis erhellt!
Geh auf, o Sonn, mit deiner Pracht,
vertreib den Nebel und die Nacht
Freu dich, freu dich, o Israel,
bald kommt, bald kommt Immanuel!

O komm, ersehntes Himmelskind,
und rett uns von dem Fluch der Sünd!
Wir seufzen all in schwerer Schuld,
o bring uns deines Vaters Huld!
Freu dich, freu dich, o Israel,
bald kommt, bald kommt Immanuel!

O komm, Erlöser, Gottes Sohn,
und bring uns Gnad von seinem Thron!
Mit Davids Schlüssel niedersteig,
schließ auf, schließ auf das Himmelreich!
Freu dich, freu dich, o Israel,
bald kommt, bald kommt Immanuel!

O komm, o komm, Gott Zebaoth,
mach frei dein Volk von aller Not!
Mit Jesses neuem Herrscherstab
treib weit von uns die Feinde ab!
Freu dich, freu dich, o Israel,
bald kommt, bald kommt Immanuel!


(rv 17.12.2011 ord)








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