Die Kairoer Al-Azhar-Universität, führende Autorität im sunnitischen Islam, plant
ihre Lehren künftig über Satellitenfernsehen zu verbreiten. Das meldet die Katholische
Nachrichten-Agentur. Damit wolle die Institution ein Medium besetzen, das sie bislang
Islamisten überlassen habe, berichtet die saudische Tageszeitung „Arab News“. Die
Imame der Al-Azhar würden mobilisiert, Alternativen zu den streng konservativen Sichtweisen
islamistischer Politiker anzubieten. Ibrahim Negm, ein hoher Mitarbeiter von Großmufti
Ali Gomaa, dem ranghöchsten islamischen ägyptischen Geistlichen nach Tayeb, erklärte,
die islamischen Institutionen hätten mit dem Wandel der Kommunikationstechnologie
nicht angemessen Schritt gehalten. So gebe es im Nahen Osten allein acht Satellitenkanäle
der radikalen Salafisten. Dem habe die Al-Azhar-Universität nichts gegenüberzustellen.
Geplant
sei für das Frühjahr die Einrichtung von zwei, möglicherweise auch drei eigenen Sendern,
so Negm. Weiter werde das Lehrinstitut ein neues Internetportal aufbauen und seine
60.000 Imame landesweit zu einem „Meet the people“-Programm mobilisieren, um auf die
Basisarbeit der Islamisten zu antworten. Al-Azhar wolle sich jedoch nicht auf die
Seite einer bestimmten politischen Richtung stellen, betonte Negm. Vielmehr gehe es
darum, den Rückstand nach drei Jahrzehnten unter Hosni Mubarak aufzuholen. Während
dieser Zeit hätten die damals verbotenen Islamisten die neuen Medien und deren Netzwerke
genutzt, um ihre strikteren Lehren zu verbreiten.