2011-12-16 10:06:06

Neuseeland: Neuevangelisierung auf „Maori“


RealAudioMP3 Das kulturelle Erbe der Indigenen für die Gesellschaft stark machen – das ist Absicht der katholischen Kirche in Neuseeland. In den vergangenen Tagen trafen sich Bischöfe vom ozeanischen Inselstaat mit dem Papst im Vatikan; sie waren zum Ad Limina-Besuch angereist. Im Interview mit Radio Vatikan schildert der Präsident der Bischofskonferenz Neuseelands und Erzbischof von Wellington, John Atcherley Dew, wie die Synthese aus Katholizismus und kulturellen Traditionen der Ureinwohner für das neuseeländische Christentum fruchtbar wird. 15 Prozent der insgesamt 4,4 Millionen Neuseeländer sind katholisch, viele davon gehören dem indigenen Bevölkerungsteil an.

„Es gab bei uns immer einen großen Dialog mit den Maori und den indigenen Völkern Neuseelands, dafür kamen ja die ersten Missionare hier hin. Ein Teil des neuen Messbuches ist jetzt auch in die maorische Sprache übersetzt worden. Das liegt uns Bischöfen sehr am Herzen, denn wir halten das für ein wichtiges Signal für unsere bi-kulturelle Kirche. Für uns ist die Inkulturation der Liturgie wichtig, aber auch der Theologie und Spiritualität. Die Maori haben ein reiches Erbe an Werten – wie zum Beispiel der Respekt vor der Würde und dem Wert der menschlichen Person. Wir versuchen das an unsere ganze Gesellschaft weiterzugeben.“

Die Übersetzung der Bibel in die polynesischen Sprachen ist eines der Anliegen, die 1998 auf der Bischofssynode für Ozeanien im Vatikan formuliert wurden. Die meisten der neuseeländischen Maori sind heute Christen. Die Integration der lokalen Sprachen in die Messe ist eine „Bereicherung“ der Liturgie, auch darauf verweist das Arbeitsinstrument der Bischofssynode explizit. Die christliche Wahrheit soll im heimatlichen Gewand erscheinen, so die Grundidee: „Der positive Effekt einer gut geleiteten Inkulturation ist, dass sich Mitglieder einer gegebenen kulturellen Gesellschaft mehr im katholischen Glauben und in der katholischen Anbetung zu Hause fühlen“ (Instr. Lab. 14). Neben dieser Inkulturation des christlichen Glaubens ist die Einwanderung eine weitere Herausforderung für die Ortskirche, erzählt Erzbischof Dew:

„Ein anderer Aspekt der Inkulturation ist die Integration der anderen ethnischen Minderheiten, die in Neuseeland ankommen: Wir suchen nach Wegen, um das kulturelle und religiöse Erbe, das sie aus ihren Herkunftsländern mitbringen, zu fördern, damit sie unsere Gemeinden, Diözesen und Gemeinschaften bereichern können.“

Zu diesen Immigranten zählen vor allem Chinesen und Inder, die dem Buddhismus und Hinduismus anhängen. Doch auch eine muslimische und jüdische Gemeinde gibt es in Neuseeland, weiter wanderten Katholiken aus Kroatien und Italien zu. Auch dank dieser Einwanderer kann die katholische Kirche in Neuseeland in den vergangenen Jahren einen Zuwachs verzeichnen. In den Großstädten der Nordinsel ist der katholische Glaube bereits größte Konfession.

Wie viele Länder im industrialisierten Westen hat auch Neuseelands Kirche mit Tendenzen zu kämpfen, die dem Glauben zusetzen. immerhin ein Drittel der Bevölkerung gilt als konfessionslos, moderne Entwicklungen wie die Industrialisierung, die neuen Medien und Kapitalismus vor allem in den Städten tragen zur Relativierung bisheriger Werte bei. Für die katholische Kirche des Landes sei deshalb heute eine Grundfrage, wie man überhaupt in der Gesellschaft auftreten wolle, so Erzbischof Dew:

„Die Kirche versucht der Säkularisierung mit einer größeren Präsenz in der Gesellschaft zu begegnen. Wir haben zum Beispiel ein nationales Bioethikzentrum, das sich mit verschiedenen moralischen Fragen beschäftigt. Dann haben wir vor kurzem ein nationales Ausbildungsinstitut für unsere Dozenten gegründet, das der Koordinierung der Ausbildung dient. Wir wollen damit auch erreichen, dass die Stimme der Kirche zu moralischen und politischen Fragen gehört wird, wollen an den Stellen, wo Entscheidungen getroffen werden, präsent sein.“

(rv 16.12.2011 pr)








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