2011-12-15 11:51:16

Weihnachten: Wer, wann, wieviele


Mehr als 500 Millionen Christen in Europa und 2,2 Milliarden weltweit feiern das Fest der Geburt Christi. Am 24. Dezember sind Katholiken, Anglikaner, Protestanten und die meisten Orthodoxen in dieser Feier vereint. Russen, Serben, Kopten und Äthiopier feiern hingegen nach dem Julianischen Kalender erst am 6. Januar.

Das Weihnachtsfest am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, ist die nach altem kirchlichem Brauch übliche „Vor-Feier“ (Vigil) eines Hochfestes. Den Tag nach Weihnachten, der 26. Dezember, begehen die Katholiken als Hochfest des Hl. Stephanus. Auch die evangelische Agende sieht die Feier des Stephan-Tages am 26. Dezember vor. In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Stephanus-Tag dagegen am 27. Dezember gefeiert.

Das Fest der Geburt Christi löste im 4. Jahrhundert das heidnische römische Sonnengottfest „Sol Invictus“ ab, das am 25. Dezember gefeiert wurde. Auf diesen Tag hatte Julius Caesar bei seiner Kalenderreform den kürzesten Tag des Jahres festgelegt, den Tag der Wintersonnenwende. Da das Jahr des Julianischen Kalenders gegenüber dem astronomischen Jahr verschoben ist, kam es später zu einer Verlegung des Sonnwenddatums auf den 21. Dezember.

Im heidnischen und später christlichen Festkalender hielt man sich aber an die Überlieferung. Daher blieb der 25. Dezember der Tag der Geburt des „Sonnengottes“ bzw. der Geburt Jesu. Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts rasch nach Nordafrika, Oberitalien, Spanien und in den Orient. Es entwickelte sich bald zum beliebtesten christlichen Fest. Die deutsche Bezeichnung „Weihnachten“ ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt. Die Zusammensetzung enthält das untergegangene mittelhochdeutsche Adjektiv „wich“ mit der Bedeutung „heilig“ und geht zurück auf die Zeitbestimmung „zewihen nahten“, was „in den heiligen Nächten“ bedeutet.

Krippe und Christbaum wurden erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen. Der Heilige Franz von Assisi hatte 1223 in Greccio als erster die Idee, zum Weihnachtsfest die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als „lebendes Bild“ mit Menschen und Tieren nachzustellen. Im mittelalterlichen Italien wurden zunächst geschnitzte oder wächserne Jesuskinder auf den Altar gelegt. Der Einzug der „Bambini“ in die Nonnenklöster ist für das 14. Jahrhundert belegt. Im 15. Jahrhundert begann die Wallfahrt zum „Bambino“ im Franziskanerkloster am römischen Kapitol (Aracoeli) als Gnadenort.
Weitere Bambino-Gnadenorte entwickelten sich in der Barockzeit. Die wohl berühmteste dieser Gnadenfiguren ist das „Prager Jesulein“ aus dem Karmelitinnenkloster Maria de Victoria in der Prager Kleinseite. Es stammt aus dem Jahr 1628.

Ab dem 15. Jahrhundert gibt es in Italien in den Kirchen permanente Krippen. Ab dem 16./17. Jahrhundert wurden Weihnachtskrippen auch außerhalb Mittelitaliens als Darstellungen des großen Ereignisses von Bethlehem populär. Einzelne Landschaften entwickelten vor allem in der Barockzeit besondere Traditionen des Krippenbaus - so Sizilien, Tirol, Oberbayern, die Provence und das Gebiet um Krakau. In protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens ihre Blütezeit.

Umgekehrtes gilt für den Christbaum. Dieser wurde erst im 19. Jahrhundert zu dem zentralen Weihnachts-Symbol, das er heute ist. Ein erster schriftlicher Hinweis auf geschmückte Tannenbäume zu Weihnachten findet sich in der elsässischen Hauptstadt Straßburg im Jahre 1606.

Nach Österreich kam der Christbaum 1816 durch Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, die evangelische Frau Erzherzog Karls, des Siegers von Aspern. Obwohl die katholische Kirche den „lutherischen Brauch“ zunächst scharf ablehnte, war der Siegeszug des Christbaums nicht aufzuhalten. Heute wird der Christbaum mit seinen Lichtern von Christen aller Konfessionen als Symbol des Sterns von Bethlehem angesehen, der den Menschen die Geburt Jesu in einer Krippe anzeigte.

Wie auch Jesus die Geschenke erst von den drei Weisen bekam, wurden die italienischen und spanischen Kinder ursprünglich erst am Dreikönigsfest beschenkt. In den letzten 30 Jahren wurde es allerdings auch in Italien üblich, am Abend des 24. Dezember Geschenke auszutauschen. In den römischen Schulen ist es üblich, dass die Kinder im Advent Jesusfiguren für die Krippe anfertigen. Papst Benedikt XVI. segnete auch heuer wieder mehrere Tausend dieser „Bambini“ beim Angelusgebet am Dritten Adventsonntag. Die Jesusfiguren werden erst am 24. Dezember in die Krippe gelegt.

(kap 15.12.2011 gs)







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