Mehr als 500 Millionen Christen in Europa und 2,2 Milliarden weltweit feiern das Fest
der Geburt Christi. Am 24. Dezember sind Katholiken, Anglikaner, Protestanten und
die meisten Orthodoxen in dieser Feier vereint. Russen, Serben, Kopten und Äthiopier
feiern hingegen nach dem Julianischen Kalender erst am 6. Januar.
Das Weihnachtsfest
am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, ist die nach altem kirchlichem Brauch übliche
„Vor-Feier“ (Vigil) eines Hochfestes. Den Tag nach Weihnachten, der 26. Dezember,
begehen die Katholiken als Hochfest des Hl. Stephanus. Auch die evangelische Agende
sieht die Feier des Stephan-Tages am 26. Dezember vor. In der griechisch-orthodoxen
Kirche wird der Stephanus-Tag dagegen am 27. Dezember gefeiert.
Das Fest der
Geburt Christi löste im 4. Jahrhundert das heidnische römische Sonnengottfest „Sol
Invictus“ ab, das am 25. Dezember gefeiert wurde. Auf diesen Tag hatte Julius Caesar
bei seiner Kalenderreform den kürzesten Tag des Jahres festgelegt, den Tag der Wintersonnenwende.
Da das Jahr des Julianischen Kalenders gegenüber dem astronomischen Jahr verschoben
ist, kam es später zu einer Verlegung des Sonnwenddatums auf den 21. Dezember.
Im
heidnischen und später christlichen Festkalender hielt man sich aber an die Überlieferung.
Daher blieb der 25. Dezember der Tag der Geburt des „Sonnengottes“ bzw. der Geburt
Jesu. Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest in der zweiten Hälfte des 4.
Jahrhunderts rasch nach Nordafrika, Oberitalien, Spanien und in den Orient. Es entwickelte
sich bald zum beliebtesten christlichen Fest. Die deutsche Bezeichnung „Weihnachten“
ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt. Die Zusammensetzung enthält das untergegangene
mittelhochdeutsche Adjektiv „wich“ mit der Bedeutung „heilig“ und geht zurück auf
die Zeitbestimmung „zewihen nahten“, was „in den heiligen Nächten“ bedeutet.
Krippe
und Christbaum wurden erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen.
Der Heilige Franz von Assisi hatte 1223 in Greccio als erster die Idee, zum Weihnachtsfest
die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als „lebendes Bild“ mit Menschen und Tieren
nachzustellen. Im mittelalterlichen Italien wurden zunächst geschnitzte oder wächserne
Jesuskinder auf den Altar gelegt. Der Einzug der „Bambini“ in die Nonnenklöster ist
für das 14. Jahrhundert belegt. Im 15. Jahrhundert begann die Wallfahrt zum „Bambino“
im Franziskanerkloster am römischen Kapitol (Aracoeli) als Gnadenort. Weitere
Bambino-Gnadenorte entwickelten sich in der Barockzeit. Die wohl berühmteste dieser
Gnadenfiguren ist das „Prager Jesulein“ aus dem Karmelitinnenkloster Maria de Victoria
in der Prager Kleinseite. Es stammt aus dem Jahr 1628.
Ab dem 15. Jahrhundert
gibt es in Italien in den Kirchen permanente Krippen. Ab dem 16./17. Jahrhundert wurden
Weihnachtskrippen auch außerhalb Mittelitaliens als Darstellungen des großen Ereignisses
von Bethlehem populär. Einzelne Landschaften entwickelten vor allem in der Barockzeit
besondere Traditionen des Krippenbaus - so Sizilien, Tirol, Oberbayern, die Provence
und das Gebiet um Krakau. In protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen
früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge
erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens
ihre Blütezeit.
Umgekehrtes gilt für den Christbaum. Dieser wurde erst im
19. Jahrhundert zu dem zentralen Weihnachts-Symbol, das er heute ist. Ein erster schriftlicher
Hinweis auf geschmückte Tannenbäume zu Weihnachten findet sich in der elsässischen
Hauptstadt Straßburg im Jahre 1606.
Nach Österreich kam der Christbaum 1816
durch Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, die evangelische Frau Erzherzog Karls,
des Siegers von Aspern. Obwohl die katholische Kirche den „lutherischen Brauch“ zunächst
scharf ablehnte, war der Siegeszug des Christbaums nicht aufzuhalten. Heute wird der
Christbaum mit seinen Lichtern von Christen aller Konfessionen als Symbol des Sterns
von Bethlehem angesehen, der den Menschen die Geburt Jesu in einer Krippe anzeigte.
Wie auch Jesus die Geschenke erst von den drei Weisen bekam, wurden die italienischen
und spanischen Kinder ursprünglich erst am Dreikönigsfest beschenkt. In den letzten
30 Jahren wurde es allerdings auch in Italien üblich, am Abend des 24. Dezember Geschenke
auszutauschen. In den römischen Schulen ist es üblich, dass die Kinder im Advent Jesusfiguren
für die Krippe anfertigen. Papst Benedikt XVI. segnete auch heuer wieder mehrere Tausend
dieser „Bambini“ beim Angelusgebet am Dritten Adventsonntag. Die Jesusfiguren werden
erst am 24. Dezember in die Krippe gelegt.