Die Klimakonferenz in Durban hinterlässt gemischte Gefühle, auch im Vatikan. Bei dem
Treffen in Südafrika seien wichtige Fortschritte erzielt worden, sagt Kurienbischof
Mario Toso, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Positiv
sei die Übereinkunft, dass sich alle Staaten für eine rasche Lösung verpflichten möchten,
allerdings sei die konkrete Umsetzung nicht festgelegt worden, kritisiert Toso.
Caritas
Internationalis findet die Ergebnisse des Klimagipfels von Durban ebenfalls etwas
mager. Die Konferenzteilnehmer hätten sich gerade auf den kleinsten gemeinsamen Nenner
verständigt, klagt der im Vatikan beheimatete Dachverband von 163 nationalen Caritas-Institutionen.
Gudrun Sailer hat mit Martina Liebsch gesprochen, der Leiterin der Grundlagenabteilung
von Caritas Internationalis; auch sie war in Durban mit dabei.
"Es wird
ja nun schon fast 20 Jahre im Rahmen dieser Klimageschehnisse verhandelt. Schon der
letzte Gipfel in Cancún ging mit kleinen Ergebnissen zu Ende, so dass man dachte,
in Durban würde jetzt möglicherweise der große Wurf gelingen.
Nun weiß
man, solche Gipfel sind dazu da, um Kopromisse zu schließen. Wo hätte denn realistisch
betrachtet aus Ihrer Sicht ein weniger kompromissbehafteter Kompromiss gefunden werden
müssen?
Ich denke zum einen beim Kyoto-Protokoll, was ja sozusagen das
einige rechtlich beindende Instrument zur Reduktion von Treibhausgasemissionen ist,
hätte man aus Sicht der Zivilgesellschaft eigentlich erwarten wollen, dass doch mehr
Leute dahinterstehen. Was das rechtlich bindende Instrument für die Zukunft angeht,
weiß man zumindest von der wissenschaftlichen Seite, dass uns die Zeit davon rennt.
Jetzt sind wir zwar an dem Punkt, dass es zwar eine Plattform geben wird, die dieses
rechtliche Instrument ausarbeiten wird, aber es wird ja erst, wenn überhaupt, erst
ab 2020 rechtliche Verbindlichkeit haben. Und was für eine rechtliche Verbindlichkeit
ist ja auch noch relativ offen.
Der andere Kritikpunkt, den Sie haben,
betrifft den Klimafonds. In welcher Hinsicht?
Wir betrachten es sehr
positiv, dass die Architektur zwar steht und dieser Klimafonds hoffentlich nächstes
Jahr beim nächsten Klimagipfel arbeitsfähig sein wird, aber es fehlt das Geld. Es
haben sich zwar ein paar Staaten verpflichtet, wie Deutschland und Dänemark, aber
bis man diese 100 Milliarden Dollar erreicht, wird es noch einige Zeit brauchen. Und
vor allen Dingen hat man nicht so viel alternative Finanzierungsarten diskutiert,
wie zum Beispiel Steuern auf Transport, wie etwa Transportschiffe oder –flugzeuge
oder eine Finanztransaktionssteuer.
Gibt es auch Beschlüsse, die in
Durban getroffen worden sind, die Ihre Zustimmung finden?
Ich denke,
was deutlich geworden ist und das haben sicherlich viele Länder dafür plädiert, dass
man mehr Geld und mehr Maßnahmen in Anspassung investieren muss. Das war eine Zeitlang
in der Schwebe, man redete eher von Linderung.
Was bedeutet „Anpassung“?
Anpassung
bedeutet, dass, aus unserer Sicht vor allen Dingen, dass die, die am meisten vom Klimawandel
betroffen sind, die Finanzierung und die Möglichkeit, das technische Know How an die
Hand bekommen einfach sich daran anzupassen. Das es zum Beispiel Saatgut gibt, das
trockenheitresistent ist, sodass die Leute weiter für ihr Leben anbauen können.
Nun
fragt man sich ja mancherorts, ob es überhaupt sinnvoll ist an Gipfeltreffen wie in
Durban teilzunehmen. Wie sehen Sie das?
Man ist selber hin und wieder
im Zweifel, weil man sich an der Emission von Treibhausgasen beteiligt, wenn man lange
Strecken fliegt. Auf der anderen Seite ist uns deutlich geworden, dass nicht zuletzt
der permanente Druck der Zivilgesellschaft, die vor Ort war, die Delegierten dazu
veranlasst hat, am Ende zu einem Entschluss zu kommen. Und es war ja bis zur letzten
Minute unsicher, aber die Politiker wussten, dass draußen die Zivilgesellschaft steht
und sie wollten sich sicher nicht den Schmähungen stellen, die vielleicht danach über
sie gekommen wären."