Die orthodoxe Kirche wünscht sich keine Revolution in Russland. Stattdessen ruft sie
nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax von diesem Montag zu einem nationalen
Dialog auf. Auf keinen Fall dürften sich Revolutionen wie die von 1917 oder 1991 wiederholen,
erklärte Erzpriester Vsevolod Chaplin, der Beauftragte des Moskauer Patriarchats für
die Beziehungen zur Gesellschaft. „Ganz gleich, wie unterschiedlich die politischen
Positionen sein mögen, das Wichtigste ist es heute, den Frieden zu bewahren.“ Gott
werde den Verantwortlichen einer Revolution „das angestellte Unrecht und das dadurch
ausgelöste Leiden nicht vergeben“. Zehntausende von Menschen haben am Samstag in Moskau
und anderen russischen Städten friedlich gegen Ministerpräsident Vladimir Putin demonstriert;
es war eine der größten Kundgebungen seit dem Ende der Sowjetunion. Die Demonstranten
forderten eine Wiederholung der Duma-Wahl und die Zulassung aller Parteien. Erzpriester
Chaplin unterstreicht, dass die Proteste bislang friedlich sind; das schaffe gute
Voraussetzungen für einen nationalen Dialog. Wörtlich meinte er: „Da werden sehr ernste
Fragen gestellt, die für die Behörden nicht sehr angenehm sind. Hoffen wir, dass sie
darauf adäquat und ehrlich eingehen.“