Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht keine einfachen Antworten auf die Frage,
wie die Kirche seelsorglich mit wiederverheirateten Geschiedenen umgehen solle. Er
stelle fest, dass diese Frage viele Menschen berühre, meinte Marx in einem Interview
mit der Tageszeitung „Die Welt“. Die Kirche wolle auch nicht „eine Moral nur des Neins“
vertreten. Sie werde aber „daran festhalten, dass die eheliche Verbindung von Mann
und Frau, die offen ist für Kinder, einen besonderen Charakter hat.“ Er könne sich
daher nicht vorstellen, dass die Betroffenen „von heute an“ zu allen Sakramenten zugelassen
seien. Kritisch äußerte sich Kardinal Marx zu neuen Beschlüssen des Zentralkomitees
der deutschen Katholiken: Es sei „nicht hilfreich, wenn die Laienvertreter jetzt ohne
die Bischöfe bestimmte theologische Forderungen stellen“. Das Zentralkomitee hatte
sich auf seiner jüngsten Sitzung u.a. für das Frauendiakonat eingesetzt.
Weltbild Marx
äußerte sich in dem Gespräch auch zum Verkauf der „Weltbild“-Gruppe, den die deutschen
Bischöfe beschlossen haben. Die Kirche sei zuletzt mit der Entwicklung des Unternehmens
überfordert gewesen, so der Erzbischof von München und Freising. Allerdings müssten
bei dem Verkauf auch die Belange der mehreren tausend Mitarbeiter berücksichtigt werden.
Er habe sich schon in seiner Zeit als Bischof von Trier (bis 2008) gefragt, ob „wir
eigentlich als Kirche in der Lage sind, ein so großes Unternehmen zu verantworten“.