2011-12-12 14:46:46

D/Griechenland: „Mumifizierte Politik“


Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland wirft der griechischen Regierung eine „mumifizierte Politik“ vor. Die Führung sei erstarrt und unfähig, die Finanzkrise ihres Landes zu bewältigen, sagte der in Bonn residierende Metropolit Augoustinos dem Newsletter des Deutschen Predigtpreises. Die Politik versage „in der Rolle des Moses, der sein Volk durch die Wüste führt“. Deshalb erwarteten die Menschen jetzt, dass die orthodoxe Kirche des Landes „moralische Hilfestellung leistet und Wege aus der Krise weist“. Er mache sich große Sorgen, „wie diese alte Kulturnation zu ihren eigenen Werten und Prinzipien zurückfinden kann“. Nach Augoustinos steckt Griechenland nicht nur in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, „es handelt sich vielmehr um eine spirituelle Krise.“ Der Metropolit wehrte sich zugleich gegen die Einbeziehung der griechischen Kirche in das Sparpaket der Regierung. Die darin geplante Streichung von Beamtenstellen trifft auch die Kirche, denn ihre Priester sind Staatsbeamte. Augoustinos hielt dagegen, dass der Staat die Priesterbesoldung nur als Ausgleich für frühere Enteignungen der Kirche übernehme. Durch Streichungen werde die Kirche doppelt belastet. Auch eine Besteuerung von Spenden lehnt der Erzbischof ab. Die Kirche leiste ein Vielfaches der sozialen Hilfe des Staates. Daher dürften nicht auch noch die Spendeneinnahmen besteuert werden, aus denen sie ihr Engagement finanziere. Augoustinos forderte eine Entflechtung der Kirche vom Staat. 95 Prozent der knapp elf Millionen Griechen gehören zur orthodoxen Staatskirche. - Augoustinos ist auch Vorsitzender der gemeinsamen Bischofskonferenz der deutschen Orthodoxen und das Oberhaupt seiner Kirche in Zentraleuropa.

(pm 12.12.2011 sk)








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