Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland wirft der griechischen
Regierung eine „mumifizierte Politik“ vor. Die Führung sei erstarrt und unfähig, die
Finanzkrise ihres Landes zu bewältigen, sagte der in Bonn residierende Metropolit
Augoustinos dem Newsletter des Deutschen Predigtpreises. Die Politik versage „in der
Rolle des Moses, der sein Volk durch die Wüste führt“. Deshalb erwarteten die Menschen
jetzt, dass die orthodoxe Kirche des Landes „moralische Hilfestellung leistet und
Wege aus der Krise weist“. Er mache sich große Sorgen, „wie diese alte Kulturnation
zu ihren eigenen Werten und Prinzipien zurückfinden kann“. Nach Augoustinos steckt
Griechenland nicht nur in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, „es handelt sich vielmehr
um eine spirituelle Krise.“ Der Metropolit wehrte sich zugleich gegen die Einbeziehung
der griechischen Kirche in das Sparpaket der Regierung. Die darin geplante Streichung
von Beamtenstellen trifft auch die Kirche, denn ihre Priester sind Staatsbeamte. Augoustinos
hielt dagegen, dass der Staat die Priesterbesoldung nur als Ausgleich für frühere
Enteignungen der Kirche übernehme. Durch Streichungen werde die Kirche doppelt belastet.
Auch eine Besteuerung von Spenden lehnt der Erzbischof ab. Die Kirche leiste ein Vielfaches
der sozialen Hilfe des Staates. Daher dürften nicht auch noch die Spendeneinnahmen
besteuert werden, aus denen sie ihr Engagement finanziere. Augoustinos forderte eine
Entflechtung der Kirche vom Staat. 95 Prozent der knapp elf Millionen Griechen gehören
zur orthodoxen Staatskirche. - Augoustinos ist auch Vorsitzender der gemeinsamen Bischofskonferenz
der deutschen Orthodoxen und das Oberhaupt seiner Kirche in Zentraleuropa.