Hin und wieder macht
sich der Papst zum ganz normalen Pfarrer: Er besucht sonntags eine seiner römischen
Gemeinden und feiert mit den Gläubigen eine Messe. An diesem dritten Advent, dem Gaudete-Sonntag,
war es wieder soweit. In der Vorstadtpfarrei Santa Maria delle Grazie im Stadtteil
Casal Boccone rief Benedikt XVI. die Katholiken dazu auf, in der Gesellschaft von
heute Christus zu bezeugen. Mit Bezug auf Johannes den Täufer, von dem das Evangelium
spricht, sagte der Papst:
„Auch heute in der Wüste der großen Städte dieser
Welt, dieser großen Abwesenheit Gottes, brauchen wir Stimmen, die uns einfach verkünden:
„Es gibt Gott, er ist uns immer nahe, auch wenn er abwesend scheint“. Johannes ist
eine Stimme in der Wüste, ein Zeuge des Lichtes, und das trifft uns ins Herz, weil
wir in dieser Welt mit so viel Finsternis alle dazu berufen sind, Zeugen des Lichts
zu sein.“
Genau das sei der Auftrag an den Christen in der Adventzeit,
so der Papst weiter. Das Licht könne man freilich nur dann weitergeben, wenn man es
selber in sich trage und nicht bloß vom Hörensagen kenne.
„In der Kirche,
im Wort Gottes, in der Feier der Sakramente, im Sakrament der Beichte mit der Vergebung
die wir erfahren, in der Feier der Heiligen Eucharistie, wenn der Herr sich in unsere
Hände und Herzen verschenkt, berühren wir das Licht und empfangen diesen Auftrag:
heute Zeugen zu sein und das Licht in unsere Tage zu tragen.“
Die Kirche
der Gemeinde Santa Maria delle Grazie wurde vor eineinhalb Jahren geweiht. In den
hellen, modernen Kirchenraum waren besonders viele Kinder gekommen, denen der Papst
auch die Kommunion reichte. „Die Zukunft des Glaubens ist auf besondere Weise euch
anvertraut“, sagte ihnen der Papst.
„Die Kirche erwartet sich viel von
eurer Begeisterung, von eurer Fähigkeit, nach vorn zu schauen und von Idealen beseelt
zu sein, und auch von eurem Wunsch, grundsätzliche Lebensentscheidungen zu treffen.“
Die liturgische Farbe des Gaudete-Sonntags, rosa, bezieht sich auf die
Freude vor der Ankunft des Herrn, „Die Freude, die sagt: auch inmitten so vieler
Zweifel und Schwierigkeiten existiert die Freude, weil Gott existiert und mit uns
ist“, sagte der Papst. Er warnte vor christlichen Sekten, die sich als „Hüter der
Wahrheit des Evangeliums“ verstünden und rief die Gemeindemitglieder dazu auf, standhaft
gegenüber der „Faszination des Relativismus“ zu sein, der jedes beliebige Verhalten
für berechtig hält. (rv 11.12.2011 gs)