2011-12-09 11:29:43

Zweiter Teil der Adventspredigten im Vatikan: Was können wir aus 2000 Jahren lernen?


Das Mönchtum und die Verkündung des Evangeliums in Europa nach dem Ende des römischen Reiches: Dies waren die Themen der zweiten Adventspredigt, die der offizielle Prediger des Heiligen Stuhles, Pater Raniero Cantalamessa, an diesem Freitag im Vatikan in Anwesenheit des Papstes hielt. In der vergangenen Woche hatte er angekündigt, die 2.000 Jahre Kirchengeschichte daraufhin durchzusehen, was für Lehren für die Verkündigung heute die Geschichte biete: Neuevangelisierung mit Hilfe der Geschichte.

Er entwerfe in seinen insgesamt vier Adventsansprachen das Panorama von zwei Jahrtausenden der Verkündigung. Zweitausend Jahre der Evangelisierung, aber unter den verschiedensten und sich ständig wandelnden Umständen, so Cantalamessa zum ersten Advent.

Zum zweiten Advent sprach er über die „zweite große Welle der Evangelisierung“. Mit dem Zerfall des römischen Reiches und dem Einbruch der unchristlichen „Barbaren“ hätte das Christentum vor völlig neuen Herausforderungen gestanden. Eine Welt sei zusammen gebrochen, reflektiert etwa in Aurelius Augustinus Werk De Civitate Dei, geschrieben nach der Einname Roms durch Alarich im Jahr 410. Die Aussage des Apostels Paulus im Kolosserbrief, es gebe weder Griechen noch Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, bedurfte eines völlig neuen Verständnisses, waren doch ganz neue Horizonte und Grenzen dazu gekommen.
„Die Evangelisierung der Barbaren stellte völlig neue Bedingungen dar, wenn man sie mit der griechisch-römischen Welt vergleicht“, so Cantalamessa. „Dort sah sich das Christentum einer kultivierten Welt gegenüber, organisiert, mit Gesetzen und Regelns und gemeinsamen Sprachen. Es gab also eine Kultur, mit der man sprechen und die man konfrontieren konnte. Nun musste man aber gleichzeitig evangelisieren und zivilisieren, man musste lesen und schreiben beibringen, während man gleichzeitig den Menschen in der christlichen Lehre unterrichtete. Die Inkulturation nahm eine völlig neue Form an.“

Protagonisten dieser zweiten Welle der Evangelisierung seien die Mönche gewesen, so Cantalamessa. Es sind Namen wie Columba und Patrick und später Benedikt und Bonifatius, deren Spuren bis heute sichtbar seien. In ihrem Leben könne man quasi die Geschichte des Paulus neu lesen, „die gleiche Sorge, das Evangelium zu allen Menschen zu bringen, derselbe Mut, sich allen Gefahren zu stellen.“

Können wir davon lernen?
Kapuzinerpater Cantalamessa hatte seine Predigtreihe mit der Ankündigung begonnen, aus der Geschichte Lehren für die Evangelisierung heute zu ziehen. Dies sei nicht eins zu eins möglich, begann er diesen Teil seiner Ausführungen, heute sei zum Beispiel der interreligiöse Dialog Teil der Verkündigung des Christentums, zitierte er Johannes Paul II (Redemptoris Missio, 55). Aber noch immer könne uns das Mönchtum viel lehren, auch in seinen neuen Formen. Ausdrücklich erwähnte Pater Cantalamessa die Gemeinschaft von Jerusalem, eine in Frankreich entstandene neue mönchische Bewegung, die in Rom etwa in der Kirche Tinità dei Monti Heimat gefunden habe.

Die Mönche damals und heute wiesen die Verkünder darauf hin, dass zur Evangelisierung das Gebet dazu gehöre, und das nicht als Gebet für die Verkündenden, sondern als Gebet der Verkündenden. Ohne die Verwurzelung im Gebet könne es keine Evangelisierung geben. Dies würden auch den modernen Menschen die Mönche des frühen Mittelalters, die alle aus der Kontemplation kamen und die alle auch in ihrer Arbeit in Kontemplation lebten, lehren.

(rv 09.12.2011 ord)







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