2011-12-09 12:58:38

Pax-Bank zum Euro: „Diese Pistole hat nur eine Patrone“


RealAudioMP3 17 Euro-Länder und sechs weitere Staaten der EU gründen eine eigene Fiskalunion: Das ist das Ergebnis von zähen Verhandlungen in der vergangenen Nacht in Brüssel. Die von Deutschland und Frankreich anvisierte große Lösung, also eine Fiskalunion aller 27 Euro-Staaten, scheiterte an Großbritannien. Doch bei der katholischen deutschen Pax-Bank ist man mit dem Brüsseler Ergebnis zufrieden. Vorstandssprecher Christoph Berndorff meinte am Freitag im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Ich denke und hoffe, dass der Euro damit erstmal wieder Ruhe findet. Ob er letztendlich gerettet wurde, weiß ich bestimmt nicht, aber ich glaube, dass die Welt jetzt doch wieder vertrauensvoller auf unsere gemeinschaftliche Währung blickt.“

Wie ist es überhaupt zu dieser Verkettung mehrerer Krisen gekommen? Vertrauen scheint ja dabei eine große Rolle zu spielen, und im Anlagegeschäft zumindest hat man zulange nicht genau genug hingeschaut...

„Es gab erst eine Kreditkrise, die von den USA hier herüberkam; aus der Kreditkrise hat sich eine Wirtschaftskrise entwickelt, dann eine Währungskrise, mittlerweile droht ja wieder eine Wirtschaftskrise, die Vorzeichen für das nächste Jahr sind sehr nach unten gerichtet. Der Vorstand der EZB hat jetzt schon zweimal die Zinsen abgesenkt – in Hinblick auf die Verunsicherung der Wirtschaft nicht nur der Olivenländer, sondern auch sogar von Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Insofern kommen auch selbst unserem Land diese Zinssenkungen sehr entgegen.“

Hat auch die Pax-Bank einen Plan B für ein mögliches Scheitern des Euro?

„Was heißt Scheitern des Euro – darf ich mal diese Rückfrage stellen?“

Ein Ende der Währungsunion.

Diese Pistole hat nur eine Patrone
„Ein Ende der Währungsunion kann ich mir kaum vorstellen, weil es damals immer geheißen hat: Diese Pistole hat nur eine Patrone, und die muss sitzen. Ich könnte mir eher vorstellen, dass durch diese Krise der Euro die gemeinsame Kultur der Euro-Länder generell stärker auf Übereinstimmung gebracht wird, zum Beispiel im Arbeitsrecht, in den Ladenöffnungszeiten – um nur mal ein ganz einfaches Beispiel zu nennen – usw., so dass das, was leider Gottes bei der Einführung des Euro verabsäumt wurde, als ersten Schritt zu gehen (der Euro war ja letztendlich der zweite Schritt, man hat also den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht)... dass man versucht, den ersten Schritt jetzt nachzuholen, zwangsläufig. Und das ergibt auch die Diskrepanz in Brüssel, von der jetzt immer wieder berichtet wird. Ich bin also zuversichtlich, dass wir letztendlich doch ein gemeinsames Europa weiterbauen werden, wo es eben immer wieder Haken und Ösen gibt und geben wird.“

Hauptkennzeichen der Pax-Bank ist das Investieren nach ethischen Kriterien – lohnt sich das überhaupt? Oder lohnt sich das jetzt, wo man gemerkt hat, dass das unethische Investieren Mitschuld ist an der Wirtschaftskrise?

„Also, eine hundertprozentig ethische Anlage gibt es nicht – eine hundertprozentige Sicherheit kennen wir nicht. Aber wir versuchen die 99 Prozent, und hier versuchen wir natürlich, das Verhältnis Bank-Kunde im Vertrauen zu stärken. Wir sind ja eine katholisch-christliche geprägte Bank; wir versuchen mit unseren Investments und unseren Empfehlungen, diese Fundamente des christlichen Glaubensbekenntnisses zu verwirklichen. Wir haben bis jetzt festgestellt, dass die Investments in diesem Bereich genauso gut performen wie Investments in anderen Bereichen auch – mit einer Ausnahme: Vor Kriegen sind die Rüstungswerte stärker gefragt, so dass dann in diesem Bereich die Börse besser performt, an der wir dann nicht teilnehmen, weil wir einfach solche Rüstungswerte in unserem Portfolio nicht drinhaben!“

Weltbild: Kirche sollte sich nicht auch noch dieser Handhabe begeben
Der Weltbild-Verlag hat das Agieren der Kirche im Geschäftsbereich etwas ins Zwielicht gerückt. Da stehen sich zwei Positionen gegenüber. Die eine sagt: Eindeutigkeit – raus aus allem, was auch nur zu geringem Prozentsatz zwielichtig ist oder der kirchlichen Linie widerspricht. Andere sagen: Wir gehören doch zur Welt und müssen gewisse Kompromisse schließen. Wofür stehen Sie?

„Ich stehe – das ist meine private Meinung – dafür, dass man unterscheiden muss zwischen Erotik in der Literatur und Porno. Ich bin der Meinung, Porno gehört in der Tat nicht in einen Verlag, der der Kirche gehört. Aber hier hat der Weltbild-Verlag, soweit ich das beobachtet habe, auch versucht, das weitgehend zu unterdrücken. Auf der anderen Seite meine ich: Erotik gehört zum Leben dazu, so dass auch der Weltbild-Verlag hierüber in seinen Büchern berichten kann. Ich meine, man müsste da doch nochmals sehr feinfühlig differenzieren. Und: Die Kirche erreicht die Menschen einfach nicht nur über Radio und Fernsehen, sondern auch über Medien wie Bücher. Und man sollte sich, nachdem man jetzt schon den „Rheinischen Merkur“ leider abgeschafft hat, jetzt nicht auch noch dieser Handhabe über den Weltbild-Verlag begeben.“

Was heißt das jetzt übersetzt in den Anlagebereich: Ein bißchen Rüstungssektor darf`s schon sein? Oder sollte man da –

„Nein, wir unterscheiden da sehr genau, indem wir manche Werte überhaupt nicht zulassen, manche Werte allerdings bis zu fünf Prozent ihres Umsatzes. Also: Ein Unternehmen, das über fünf Prozent Umsatz zum Beispiel in der Rüstung betreibt, ist für uns kein Kauf. Betreibt es das nur in geringem Masse (wie z.B. auch der Weltbild-Verlag, soweit ich gehört habe, zu fünf Prozent und weniger diese Literatur verkauft, wo sehr stark über anzügliche Dinge berichtet werden soll), dann könnte man das möglicherweise etwas vernachlässigen. Aber Weltbild ist ja nun in der Hand der Kirche, es ist ja kein Aktienwert, so dass wir den Wert auch unserer Kundschaft nicht empfehlen können: weil sie ihn ja nicht kaufen kann.“

(rv 09.12.2011 sk)







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