Neue Konsultoren für Neuevangelisierung: „Anziehen, nicht bereden“
Papst Benedikt XVI.
hat am Mittwoch drei Deutsche zu Beratern des Päpstlichen Rates für die Förderung
der Neuevangelisierung ernannt. Zu ihnen gehört der Paderborner Priester und Generalsekretär
des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken Georg Austen. Weiter wurde der Freiburger
Priester Achim Buckenmaier nominiert, Dozent für dogmatische Theologie in der „Akademie
für die Theologie des Volkes Gottes“ an der römischen Lateran-Universität. Der dritte
Deutsche ist der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding, der bereits der Internationalen
Theologenkommission angehört. Insgesamt bestimmte der Papst 14 Konsultoren für die
im Juni 2010 errichtete Vatikanbehörde. Präsident des Rates, der sich um Getaufte
kümmert, die zu Glaube und Kirche auf Distanz gegangen sind, ist der italienische
Erzbischof Rino Fisichella.
„Diaspora bei Neuevangelisierung mit dabei“
Georg
Austen sieht seine Ernennung auch als ein Zeichen dafür, dass man die Diaspora einbeziehen
will in das Projekt der Neuevangelisierung. Das sagt er im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Ich
hoffe und glaube, dass man auf Erfahrungen zurückgreift, denn man fängt ja nicht beim
Nullpunkt an, auch wenn sich die Zeiten wandeln. Wir erleben Diaspora im doppelten
Sinn. Zum einen erleben wir eine Diasporasituation, in der die Christen in der Minderheit
sind. Zum anderen erleben wir auch in manchen katholisch geprägten Gebieten eine emotionale
und eine Glaubensdiaspora. Die Frage ist: Wo ist man vereinzelt im praktizierten Glauben
der katholischen Kirche. Das sind besondere Situationen, die uns herausfordern und
ermutigen. Das lässt uns nicht nur klagen und ist ein Auftrag zur Neuevangelisierung.“
Austen
hat bereits Ideen, die er in seine Arbeit im Rat hineinbringen möchte.
„Für
mich ist das die große Frage der Glaubensbildung. Wie können wir heute die Inhalte
des Glaubens nicht nur weitergeben, sondern auch wie können wir überhaupt Berührungspunkte
schaffen, und wie kann es gelingen, dass wir als Gläubige auskunftsfähig werden zu
unserem Glauben. Das sind die Herausforderungen: In eine Dialogfähigkeit treten können.
Aber um dialogfähig zu sein, muss ich selbst die Inhalte des Glaubens kennen, gleichzeitig
aber eine Sprachfähigkeit entwickeln, dass wir verstanden werden und den Glauben in
unseren eigenen Kontexten weitergeben können.“
„Anziehen, nicht bereden“
Für
die Neuevangelisierung brauche es eine verständliche Sprache und das Gespräch mit
der aufgeklärten Moderne – ganz so wie es auch das Anliegen des Papstes und dessen
Theologie sei. Das unterstreicht Pater Achim Buckenmaier im Gespräch mit Radio Vatikan.
Zweitens seien die Glaubensgemeinschaften fundamental, denn „ohne Gemeinden keine
Evangelisierung“, so der Dogmatiker weiter. Drittens sieht der Dozent am Lateranlehrstuhl
für „Theologie des Volkes Gottes“ ein wichtiges „Lernfeld“ der Neuevangelisierung
im Bereich des Dialoges mit dem Judentum – das Gespräch mit dem historischen und aktuellen
Judentum seien Schwerpunkte seines Lehrstuhles, so Buckenmaier:
„...weil
wir da auch sehr viel lernen können für Mission. Es gibt ja nicht eine so strenge
jüdische Mission, wie wir es uns vielleicht denken. Aber es gab natürlich immer ein
Offen-Sein für andere Personen. Wenn Sie in das Evangelium schauen sehen Sie viele
interessierte Griechen, römische Hauptmänner, also Leute, die sich sozusagen im Vorhof
oder Hof der Synagogen befanden. Und die sind eigentlich angezogen worden, die sind
nicht ,überredet’ oder ,beredet’ worden, sondern angezogen worden von dem klaren Monotheismus
und von der klaren Ethik der Juden.“
Davon gebe es auch für die Neuevangelisierung
im Christentum viel zu lernen, unterstreicht Buckenmaier.