In der Demokratischen
Republik Kongo „rast der Zug mit vollem Karacho gegen die Wand“: Diese drastische
Warnung kommt vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Nicolas Djombo. Er ist äußerst
besorgt über das angespannte Klima im Land nach der Bekanntgabe von Teilergebnissen
der Präsidentschaftswahlen; am Dienstag soll das offizielle Wahlergebnis veröffentlicht
werden. Alles deutet darauf hin, dass Oppositionsführer Etienne Tshisekedi seinen
angeblichen zweiten Platz hinter dem jetzigen Präsidenten Joseph Kabila nicht akzeptieren
wird; schon im Wahlkampf war Tshisekedi durch Aufrufe zur Gewalt aufgefallen. Bei
Zusammenstößen sind in den letzten Tagen mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen.
„Die Spannung in Kinshasa ist ausgesprochen hoch“, berichtet unser Kollege Giampaolo
Musumeci:
„Höchste Alarmstufe, alle großen Organisationen haben schon Evakuierungspläne
parat. Viele Ausländer haben die Hauptstadt verlassen, es ist schon zur Gewalt auf
der „Place de la Victoire“ gekommen, die die Kongolesen als „ihren Tahrir-Platz“ bezeichnen.
Die Polizei hat in die Luft geschossen, um Pro-Tshisekedi-Demonstranten auseinanderzujagen.
Ich habe mit Tshisekedi ein langes Interview geführt; dabei beteuerte er, er sei sich
seines Sieges sicher, aber alles werde auf jeden Fall mit absoluter Ruhe ablaufen.“
Internationale
Wahlbeobachter sprechen von vielen Unregelmäßigkeiten; Musumeci bestätigt das. Das
Chaos sei während der Wahlen enorm gewesen; viele Wähler hätten ihren Namen nicht
in den Listen wiedergefunden. Wie es in Kongo jetzt weitergeht, sei schwer zu sagen:
„Die düstersten Szenarien sehen das Land am Rand eines Bürgerkrieges. Vertreter
der EU und einzelner europäischer Länder versuchen hinter verschlossenen Türen frenetisch,
beide Seiten in ein normales Gespräch zu bringen und von starken Erklärungen abzubringen,
damit es auf den Straßen nicht zu weiterer Gewalt kommt. Die Gefahr eines Krieges
auf den Straßen ist sehr real. Dazu kommt bei der Bevölkerung eine große Frustration
und der Wille zu einer Veränderung. Aus der Sicht vieler Kongolesen steht Tshisekedi,
der schon seit der Zeit Mobutus Opposition macht, für einen Wechsel. Kongo müsste
den Aufschwung zum Schwellenland schaffen, indem es mehr auf seine Landwirtschaft
setzt und nicht so sehr auf seine reichen Minen, die nur den Appetit ausländischer
Mächte wecken.“
„Ja, es ist zu einigen Unregelmäßigkeiten gekommen“, bestätigt
ein Vertreter der Bischofskonferenz des Kongo:
„Die Frage ist aber, ob
diese Unregelmäßigkeiten Auswirkungen auf das Endergebnis haben. Und da muss man sagen:
Doch, das Endergebnis müsste mehr oder weniger zuverlässig sein. Wir rufen die Politiker
zur Wahrheit auf, zur Vernunft – und dazu, Frieden zu erhalten. Nur dann geht es weiter
mit der jungen Demokratie in der Demokratischen Republik Kongo.“