Die schismatisch orientierte Piusbruderschaft sagt Nein zu den Bedingungen, die ihr
der Vatikan gestellt hat. In einem im Internet veröffentlichten Interview äußerte
sich am Montag der Leiter der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, zur so genannten
„Doktrinellen Präambel“. Diesen Text hatte die vatikanische Glaubenskongregation den
Piusbrüdern nach mehreren Gesprächsrunden überreicht. Die Präambel sei „kein definitiver
Text“ und „kann nicht unsere Zustimmung finden“, so Fellay wörtlich. Die Führungsspitze
der Piusbrüder hatte am 7. Oktober in Albano bei Rom über die Vatikan-Bedingungen
gesprochen; „in diesen Tagen“ will sie dem Vatikan eine Antwort zustellen.
Fellay
erklärt, er sehe noch „Spielraum für eine legitime Diskussion über einige Punkte des
Zweiten Vatikanischen Konzils“. Ein Brief, der die Präambel begleite, sehe durchaus
„die Möglichkeit vor, einige Klarstellungen am Text vorzunehmen“. Fellay wörtlich:
„Bevor wir uns auf einen eventuellen kanonischen Status einlassen, studieren wir diese
Präambel genau... Wenn wir die Lehrunterschiede beseite schieben würden, die uns seit
vierzig Jahren von Rom trennen, nur um einen kanonischen Status zu erhalten, dann
würden dieselben Unterschiede unvermeidlich wieder hervorbrechen, so dass der kanonische
Status ganz einfach nicht lebbar wäre.“
Die zwei Jahre der Gespräche zwischen
Piusbrüdern und Glaubenskongregation hätten es „unseren Theologen erlaubt, die Punkte
am Konzil zu erläutern, die uns im Licht der kirchlichen Tradition Schwierigkeiten
bereiten“. Bischof Fellay betont, die „einzige unveränderliche Lehre“ sei das Credo,
das „den ganzen katholischen Glauben“ ausdrücke. Die Piusbruderschaft habe „kein Problem,
sich uneingeschränkt zum Credo zu bekennen“. Das Konzil habe in den Augen der Piusbrüder
„keine Dogmen definiert und auch keine neuen Glaubensartikel aufgestellt: Ich glaube
an die Religionsfreiheit, an die Ökumene, an die Kollegialität.“