Im südafrikanischen
Durban hat am Montag der UNO-Klimagipfel begonnen. Auch der Vatikan hat eine Delegation
dorthin geschickt: Sie besteht aus dem Nuntius in Kenia, Erzbischof Alain Paul Lebeaupin,
und dem Jesuiten Étienne Trialle. Caritas Internationalis wird durch seinen Präsidenten
vertreten, Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga. Papst Benedikt hat am Sonntag die Verhandler
von Durban aufgefordert, ein „solidarisches, verantwortliches“ Abkommen zu erreichen.
Auch
eine dreiköpfige Delegation des katholischen deutschen Hilfswerks Misereor wird ab
Mittwoch an der Klimakonferenz teilnehmen. Ihre Leiterin ist Anika Schroeder. Sie
sagte dem Münchner Kirchenradio, dass Misereor nicht nur Klimaschutz fordern werde,
sondern auch darauf achten wolle, dass mögliche Absprachen nicht auf Kosten der Ärmsten
der Armen gehen. Dazu gehörten Verhandlungen im Bereich der Land- und Waldwirtschaft.
Außerdem wolle man in Durban Partner aus afrikanischen Ländern dazu bewegen, zu verstehen,
was eigentlich bei diesen internationalen Klimagesprächen verhandelt wird. Es würden
Gelder bewilligt zur Anpassung an den Klimawandel, „und da ist es uns ganz wichtig,
dass Partner in Afrika wissen, dass diese Geldströme stattfinden, damit sie gegebenenfalls
selbst diese Mittel anzapfen können, um gute Projekte umzusetzen“, so Schroeder. Außerdem
würden die Partnerorganisationen geschult, zu überprüfen, „dass dieses Geld tatsächlich
sinnvoll eingesetzt wird und nicht in korrupten Kanälen verschwindet“, so die Misereor-Referentin
für Klimawandel.
Das Misereor-Team reise mit verhaltenen Erwartungen nach
Durban. „Die Menschen im Süden leiden jetzt unter den Klimafolgen und erwarten, dass
gehandelt wird. Leider wird Durban das wahrscheinlich nicht bieten können“, so Schroeder.
Man hoffe, „dass zumindest ein Fahrplan verhandelt wird, wie das Kyoto-Protokoll gerettet
und ausgebaut werden kann“.
Etwa 20.000 Experten, Politiker und Funktionäre
aus 194 Ländern nehmen in den nächsten zwei Wochen am Klimagipfel teil. Das Kyoto-Protokoll
von 1997, in dem sich die Staaten auf ein Reduzieren ihrer CO2-Ausstöße verpflichtet
haben, läuft nächstes Jahr aus. Um den Klimawandel zu bremsen, müsste es fortgeschrieben
oder durch ein anderes verbindliches Abkommen ersetzt werden. In Durban forderten
vor Beginn des Gipfels die Teilnehmer einer interreligiösen Kundgebung einen „ehrgeizigen
Klimavertrag“. Die Erde sei schließlich „das einzige Haus, das wir haben“, formulierte
der frühere anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu auf
der Kundgebung. Auch der anglikanische Primas Rowan Williams und der Weltkirchenrat
aus Genf rufen in Video-Botschaften zu einer Einigung für Klimaschutz auf.
Die
deutsche Caritas verlangt mehr Investitionen in die Katastrophenvorsorge. Durch vorbeugende
Maßnahmen wie Brunnenbau in Dürreregionen oder dem Errichten von Dämmen in Überschwemmungsgebieten
könnten viele Menschenleben gerettet werden, sagte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation,
Oliver Müller. „Solche Maßnahmen müssen durch die Hauptverursacher des Klimawandels
- die Industrie- und Schwellenländer - mitfinanziert werden“, fordert er. Caritas
international spricht weltweit von einem dramatischen Anstieg von Überschwemmungen,
Dürren und schweren Stürmen. Laut EU-Kommission habe es 2010 weltweit 385 große Naturkatastrophen
gegeben, gegenüber nur 78 im Jahr 1975.