2011-11-28 11:39:25

Syrien: Dialog-Priester vor der Ausweisung?


RealAudioMP3 Die Gewalt in Syrien hält an. In den vergangenen Tagen sind erneut mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter ein 14-Jähriger, berichten Menschenrechtsaktivisten. Zusätzlich gehen in dieser Situation vermittelnde Stimmen offenbar mehr und mehr unter: So besteht die Gefahr, dass der Jesuitenpater Paolo dall’Oglio aus Syrien ausgewiesen wird. Der Gründer der monastischen Gemeinschaft von Deir Mar Musa al-Habashi, die sich vor allem dem Dialog zwischen Muslimen und Christen widmet, hat sich in jüngster Zeit auch im Dialog zwischen den politischen Konfliktparteien engagiert. Die Ausweisung geschehe auf Befehl aus Damaskus, gibt Pater dall’Oglio im Gespräch mit Radio Vatikan an. Im Augenblick kümmere sich der zuständige Bischof um die Angelegenheit:

„Ich schlage dem Bischof vor, und das habe ich auch den syrischen Autoritäten mitgeteilt, dass ich eine Zeit der Meditation unternehme und mich mehr meinen spirituellen und weniger den kulturellen und politischen Aufgaben widme – dafür aber in Syrien bleiben kann. Eben deswegen, weil ich geistliche und klösterliche Verpflichtungen hier habe gegenüber den Menschen, und die sind das Wichtigste für uns. Ich hoffe, dass meine Bitte um Bleibeerlaubnis gehört wird und dass ich nicht gezwungen werde, den Platz, den ich als Ort meiner Sendung und Aufgabe betrachte, das Heimatland meiner Wahl, verlassen zu müssen!“

Seit 30 Jahren ist Pater dall’Oglio in Syrien. Die von ihm gegründete monastische Gemeinschaft habe sich vor allem das harmonische christlich- islamische Zusammenleben auf die Fahnen geschrieben, erklärt der Jesuit. Etwa 20 Personen gehören zur Gemeinschaft, alle studieren Arabisch, das orientalische Christentum und den Islam.

„Während der jüngsten, schmerzvollen Krise haben wir uns vor allem um die Meinungsfreiheit, die Gewissensfreiheit und die Freiheit des Wortes bemüht. Schon seit vielen Jahren kooperieren wir mit Anderen und setzen uns für die allmähliche Verwirklichung einer gereiften Demokratie und gegen den Ausnahmezustand in der Zivilgesellschaft ein. Wir wollen einen Dialog, der die nationale Einheit garantiert, der die Unterschiede schützt, der die Eigenheiten wertschätzt, und keine Demokratie, in der eine Gruppe die anderen Gruppen beherrscht.“

Das Ziel müsse sein, das Leiden der Menschen möglichst zu vermeiden, ebenso den Hass zwischen den Gruppen und das Prinzip der Vergeltung. Dazu brauche es aber noch mehr Dialog, so dall’Oglio weiter:

„Der Dialog ist im Augenblick dürfig. Diese Erstarrung führt auf eine Tragödie zu! Wer auch immer in dieser Situation ,gewinnt‘, es wäre eine Tragödie. Wir wollen deshalb nicht, dass jemand ,siegt‘. Wir wollen nur, dass die Einheit siegt!“

(rv 28.11.2011 ord)










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