Papst empfängt Najib Mikati: Das Modell Libanon erhalten
Der Libanon muss für
den Nahen Osten und die Welt ein Zeichen dafür bleiben, dass ein friedliches und konstruktives
Zusammenleben möglich ist: So sah und sieht der Papst die Entwicklung in dem Land
des Nahen Ostens, in dem seit langer Zeit verschiedene Religionen zusammen leben.
Das wurde an diesem Montag erneut deutlich, als Benedikt XVI. den libanesischen Regierungschef
Najib Mikati in Audienz empfing.
Zweiter Schwerpunkt des Gespräches war die
Lage in Syrien: Gemeinsam habe man die Dringlichkeit einer friedlichen Lösung unterstrichen.
Das ging aus der Erklärung des Vatikans hervor, die nach der Begegnung zwischen Mikati
und dem Papst veröffentlicht wurde. Diese Lösung müsse sich auf Gerechtigkeit und
Versöhnung sowie den Respekt vor der Würde des Menschen und seinen unaufgebbaren Rechten
stützen, hieß es mit Blick auf die Rolle der Christen im Libanon weiter. Im Libanon
herrschte vor 20 Jahren noch ein blutiger Bürgerkrieg, heute hat das Land eine im
Großen und Ganzen friedliche politische und gesellschaftliche Entwicklung vorzuweisen.
Najib Mikati sagte vor dem Treffen mit dem Papst im Interview mit Radio Vatikan:
„Wir
müssen die Christen schützen und halten, es ist ihr Land. Und es ist – so meine ich
– möglich, Frieden und harmonisches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen zu
schaffen. Das ist wichtig. Ich selber glaube, dass das Schlüsselthema dabei der Frieden
im Nahen Osten ist.“
Wichtig sei vor allem die Frage, wie man im Libanon
friedlich zusammenleben könne, ohne dass Christen oder Muslime bedroht seien – friedlich
aber auch vor allem mit den Nachbarn, allen voran Israel, fügte Mikati an. Dieser
Frieden ist brüchig und steht durch die Umbrüche des arabischen Frühlings vor ungewisser
Zukunft, das weiß auch Mikati. Vor allem die Ereignisse im Nachbarland Syrien und
die wieder stärker werdenden Spannungen mit Israel stehen im Augenblick im Fokus.
Premier Mikati glaubt aber nicht, dass sie eine Gefahr für das Modell Libanon darstellen.
„Auf
keinen Fall. Die Geschichte und das Erbe unseres Landes haben hier mehr Gewicht als
alle Ereignisse oder zukünftigen Geschehnisse. Wie ich gesagt habe: Wir müssen dieses
Modell erhalten. Ich glaube an die Weisheit der Libanesen, dieses Modell auf keinen
Fall zu beschädigen. Wir wollen es erhalten. Das ist Teil meines Besuches hier, unsere
Bindung an dieses Modell zu betonen; wir müssen es für immer erhalten.“
Ganz
frei machen kann sich das Land aber nicht von den Entwicklungen bei den Nachbarn.
Libanon ist eines der Länder, die am vergangenen Sonntag nicht für die Sanktionen
gegen Syrien gestimmt haben.
„Libanon und Syrien sind durch lange und historische
Beziehungen verbunden. Und wir sind geographisch verbunden. Alles, was in Syrien passiert,
hat einen direkten Einfluss auf den Libanon. Deswegen versuche ich als Premierminister
des Libanon, mich so weit wie möglich rauszuhalten aus dem, was in Syrien passiert.
Ich möchte Libanon von dieser Sache getrennt halten. Unsere Haltung im Sicherheitsrat
war, uns von allem, was mit Syrien zu tun hat, abzusondern. Ja, wir sind sehr besorgt.
Aber ich bin mir sicher und setze auf die Weisheit der Libanesen, dass jegliche schlimme
Konsequenzen aus dem Konflikt in Syrien im Libanon vermieden werden.“
Einladung
des Papstes in den Libanon
Mikati hat nach eigener Angabe dem Papst
auch eine offizielle Einladung von Präsident Michel Sulaiman überbracht: Dieser habe
Benedikt XVI. in den Libanon eingeladen.