Für die Kirche beginnt
an diesem Sonntag ein neues Kirchenjahr: Daran hat Papst Benedikt XVI. bei seinem
Angelusgebet erinnert. Das Kirchenjahr sei „ein neuer Weg des Glaubens, den wir innerhalb
der christlichen Gemeinschaft leben, aber auch innerhalb der Weltgeschichte, um sie
für das Geheimnis Gottes zu öffnen, für das Heil, das durch seine Liebe zu uns kommt“.
Der Advent sei „eine wunderbare Zeit, in der die Herzen offenwerden für die Wiederkehr
Christi und für die Erinnerung an sein erstes Kommen“.
„Seid wachsam! Das
ist der Appell Jesu im Evangelium von heute. Er richtet ihn nicht nur an seine Jünger,
sondern an alle, und erinnert uns daran, dass das Leben nicht nur eine irdische Dimension
hat, sondern auf ein Jenseits ausgerichtet ist – wie eine Pflanze, die in der Erde
heranreift und sich dann zum Himmel öffnet. Eine denkende Pflanze, das ist der Mensch
– zur Freiheit und Verantwortung begabt...“
Die „denkende Pflanze Mensch“
- diese Formulierung erinnert an die verstorbene deutsch-jüdische Dichterin Hilde
Domin, die in einem Kurzgedicht namens Sehnsucht ebenfalls von der Pflanze Mensch
sprach. Der Mensch müsse einmal Rechenschaft für ihr Tun ablegen, erklärte Benedikt.
Etwa dafür, dass in unserer „postmodernen Zeit“ das Leben in den Städten „immer anonymer
und horizontaler“ werde:
„Gott scheint abwesend und der Mensch scheint
der einzige Herr zu sein, als wäre er der Macher und Regisseur von allem: Bauen, Arbeit,
Wirtschaft, Verkehr, Wissenschaften und Technik, alles scheint nur vom Menschen abzuhängen.
Und dann passieren in dieser fast perfekten Welt manchmal grundstürzende Dinge – ob
in der Natur oder in der Gesellschaft – die uns denken lassen, Gott hätte sich zurückgezogen,
hätte uns sozusagen uns selbst überlassen. Dabei ist in Wirklichkeit der Herr der
Welt nicht der Mensch, sondern Gott!“
Der Advent sei daher eine Gelegenheit,
„um wieder die richtige Orientierung für unser Leben zu finden, nämlich zum Antlitz
Gottes hin“. Ein Antlitz „nicht eines Herrn, sondern eines Vaters und Freundes“.
„Im
Kirchenlied „O Heiland reiß die Himmel auf“ klingt der Flehruf des Propheten Jesaja
nach, den wir heute in der ersten Lesung gehört haben: „Reiß doch den Himmel auf und
komm herab!“ (63, 19b). Auch wir dürfen uns in der Zeit des Advent diesen Ruf zu eigen
machen im festen Vertrauen, daß Gott unser Beten hört, daß ihn alle Not berührt und
er als Heiland, als der, der alles heil machen will, zu uns kommt. Der Herr schenke
Euch eine gesegnete Adventszeit!”