2011-11-26 12:52:57

Naher Osten: Begrenzte Aussicht auf Demokratie und Frieden


RealAudioMP3 Im Nahost-Konflikt ist derzeit keine Lösung in Sicht. Diese Einschätzung hat der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, im Gespräch mit Kathpress geäußert. Zugleich sehe er im gesamten Nahen Osten weit und breit keine Demokratisierungswelle nach westlichem Vorbild. Das sei seiner Meinung nach ein Wunschdenken. Eine Hauptaufgabe des Österreichischen Hospizes sehe er neben der Betreuung der Pilger darin, als Begegnungsstätte für Israelis und Palästinenser zur Verfügung zu stehen.

„Der Friedensprozess tritt auf der Stelle, weil sowohl Palästinenser wie auch Israelis in ihren eigenen festgefahrenen Identitäten als Opfer verharren. Beide Seiten haben ein in sich stimmiges Bild über ihre eigenen Geschichte und ihr Schicksal. Keine Seite bewegt sich weiter. Dazu kommt, dass tatsächlich keine Seite im Schema „Täter – Opfer“ bzw. „gut – böse“ eindeutig zugeordnet werden kann. Der Leidensdruck ist auf beiden Seiten enorm und es gibt auch kleinere Gruppen auf beiden Seiten, die sich intensiv um Frieden bemühen, doch es gibt kein gemeinsames Szenario für eine Lösung des Konflikts.“

Erst vor wenigen Wochen wurden im Hospiz fiktive Friedens-Verhandlungen abgehalten. Sechs Israelis und sechs Palästinenser kamen zu einem Rollenspiel zusammen, um die neuralgischen Punkte des Konfliktes systematisch abzuarbeiten. Am Ende sollte ein Abkommen stehen, auf das sich alle einigen können. Soweit sei man zwar nicht gekommen, so Bugnyar, zumindest hätten beide Seiten aber mehr Verständnis füreinander entwickeln können.

„Das Hospiz ist eine Einrichtung Österreichs im Heiligen Land, man ist deshalb auch nicht Teil des Konflikts. Wir können aber nicht einfach wegschauen und wollen unseren Teil zu einer Konfliktlösung beitragen.“

Der Hospiz-Rektor erinnerte, dass sowohl eine Einstaaten- wie auch eine Zweistaatenlösung vor großen Problemen stünde. Eine Einstaatenlösung würde bei demokratischen Wahlen undenkbare politische Mehrheitsverhältnisse in Israel mit sich bringen. Und im Falle eines eigenen Staates Palästina sei weder klar, wie dieser wirtschaftlich überleben könne, noch um welche Gebiete es sich konkret dabei handeln könnte.

Keine Demokratie
Künftig demokratische Länder nach westlichem Muster kann Bugnyar im gesamten Nahen Osten weit und breit nicht erkennen. Bei den Aufständen in Tunesien, Ägypten, in Syrien oder im Jemen handle es sich um eine berechtigte Auflehnung gegen korrupte Regime. Die Menschen würden sich eine bessere Zukunft wünschen. Das decke sich aber oft nicht mit demokratischen Vorstellungen westlicher Prägung. Bei Wahlen würden islamische Parteien die Mehrheit erlangen, „ob das dem Westen jetzt passt oder nicht“. Letztlich seien es über Jahrzehnte auch diese Bewegungen gewesen, die sich im Sozialbereich für die Bevölkerung eingesetzt hätten.

(kap 26.11.2011 mg)







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