Die Klagemauer in Jerusalem ist – entgegen allgemeiner Auffassung – nicht von Herodes
dem Großen vollendet worden. Herodes der Große lebte von 73 bis 4 vor Christus. Jüngste
Ausgrabungen bei einem antiken Entwässerungskanal unter dem Bauwerk brachten römische
Münzen aus den Jahren 17/18 nach Christus zutage. Demnach wäre die Fertigstellung
der Mauer frühestens 20 Jahre nach dem Tod des Königs erfolgt, der als Erbauer des
jüdischen Tempels gilt. Israelische Archäologen stellten die Ergebnisse am Mittwoch
in Jerusalem vor.
Vier der gefundenen Münzen wurden demnach unter dem römischen
Präfekten Valerius Gratus geprägt. Dieser verwaltete die Provinz Judäa von 15 bis
26 nach Christus und war Amtsvorgänger von Pontius Pilatus. Der israelischen Antikenbehörde
zufolge stimmen die neuen Erkenntnisse mit Notizen des jüdischen Historikers Flavius
Josephus überein. Nach seiner Darstellung wurde der Tempelbau in der Regierungszeit
von Herodes Agrippa II. vollendet. Er regierte von 50 bis 70.