D: Bischöfe wollen sich von Weltbild-Konzern trennen
Der Verband der deutschen
Bistümer (VDD) will sich von der Verlagsgruppe Weltbild GmbH trennen. Das gab die
Bischofskonferenz an diesem Dienstag bekannt. Der Verband selbst hält 24,2 Prozent
der Anteile, der Rest gehört einzelnen Bistümern. Die Bischöfe hätten sich an diesem
Montag bei der Versammlung des ständigen Rates der Bischofskonferenz über das Thema
Weltbild beraten.
In der Erklärung heißt es, die Geschäftsführung kenne „die
verpflichtenden Vorgaben der Gesellschafter in Bezug auf die Werteorientierung des
Unternehmens“. Trotzdem sei es der Geschäftsführung nicht gelungen, den den Verkauf
via Internet von Medien, die den ideellen Zielen der Kirche widersprächen, zu unterbinden.
Dadurch habe die Glaubwürdigkeit der Verlagsgruppe und auch die der Bistümer gelitten.
Maßnahmen Man
werde jetzt eine Gesellschafterversammlung einberufen, um die notwendigen Schritte
bis zum Verkauf zu gehen, „ohne jeden Verzug“. Über die Berichterstattung in diversen
Medien äußern die Bischöfe, dass sie „die verzerrende und unangemessene Weise der
publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien,
die der Kirche nahestehen“ bedauern.
Vertrauen Zugleich sprach
die Vollversammlung den beiden vom Verband entsandten Aufsichtsratsmitgliedern, Jesuitenpater
Hans Langendörfer und Matthias Meyer, ihr uneingeschränktes Vertrauen aus. Die VDD-Vollversammlung
dankt in der Erklärung den beiden Vertretern im Aufsichtsrat für ihre Initiative,
die Geschäftsführung zur Einhaltung der kirchlichen Werte anzuhalten.
Verkauf Zum
Verkauf heißt es in der Unternehmensmitteilung, alle Beteiligten seien verpflichtet,
zum Erhalt des Unternehmenswertes beizutragen. Die „kirchlichen und sozialen Implikationen“
eines Verkaufs der Gruppe verdienten „eine besondere Beachtung“. Die Verlagsgruppe
Weltbild mit Sitz in Augsburg gehört zu den größten Medienhandelsunternehmen in Europa.
Rund 6.500 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt rund 1,654 Milliarden Euro Umsatz
(Geschäftsjahr 2009/2010). Das aus dem katholischen Zeitschriftenverlag Winfried-Werk
hervorgegangene Unternehmen ist auf dem Buchmarkt mit mehr als 500 Filialen im deutschsprachigen
Raum, einem Onlineshop weltbild.de und im Katalogversandhandel tätig. Neben Büchern
und Zeitschriften vertreibt die Verlagsgruppe auch CDs, DVDs, Elektronik, Geschenkartikel
und Haushaltsartikel. Weltbild ist unter anderem zu 50 Prozent an der Verlagsgruppe
DroemerKnaur beteiligt.
Geschäftsführer übernimmt Verantwortung Nach
Bekanntwerden des Beschlusses äußerte sich der Geschäftsführer der Verlagsgruppe Weltbild,
Carel Halff, gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur: „Ich nehme das sehr ernst,
es ist ein sehr schmerzhafter Moment“. Halff räumte ein, dass die Geschäftsführung
kein besonderes Augenmerk auf problematische, teilweise pornografische Inhalte gehabt
habe. „Wer sucht bitte bei Weltbild nach diesen Titeln?“ Er bedaure zutiefst, „dass
durch einzelne Internetangebote, mögen sie wirtschaftlich noch so unbedeutend gewesen
sein, die Glaubwürdigkeit des Unternehmens und der Gesellschafter gelitten hat“. Nun
gelte es, einen neuen und geeigneten Inhaber für das Unternehmen zu suchen. Dies werde
angesichts der Komplexität von Weltbild nicht innerhalb von ein paar Wochen gelingen.
Der Zeitraum werde „eher bei 18 als bei 12 Monaten“ liegen.
Personelle
Veränderungen Die Gesellschafter von Weltbild beschlossen auch personelle
Veränderungen im Aufsichtsrat. Wie das Unternehmen mitteilte, scheiden die früheren
Finanzdirektoren Sebastian Anneser (München und Freising), Adolf Bauer (Diözese Würzburg)
und Klaus Donaubauer (Diözese Augsburg) aus dem Aufsichtsrat aus. An ihre Stelle treten
die Generalvikare Peter Beer (Erzbistum München und Freising), Michael Fuchs (Bistum
Regensburg) und Georg Holkenbrink (Bistum Trier). Neben Langendörfer und Meyer bleiben
auch die Aufsichtsratsmitglieder Paul-Bernhard Kallen, Albert Post (Bistum Fulda)
und Stefan Schnittmann weiterhin im Aufsichtsrat.