Sibylle Hardegger: Kirche des Nordens kennenlernen
Die katholische Kirche
in Skandinavien ist eine Diaspora-Gemeinschaft. Viele Katholiken in Nordeuropa sind
auch gar keine Einheimische sondern kommen aus „typisch katholischen Ländern“. Die
Schweizer Theologin Sibylle Hardegger lebt seit gut einem halben Jahr im schwedischen
Uppsala. Sie wirkt dort sozusagen also Brückenbauerin für die Katholiken in Nordeuropa.
Mario Galgano hat mit ihr darüber gesprochen.
Neun Jahre lang war Sibylle Hardegger
Mitarbeiterin im Bistum Basel. Eines Tages erhielt sie eine Anfrage vom Generalsekretär
des deutschen Bonifatiuswerkes: „Möchtest du „Pionierin im Norden“ werden?“ Hardegger
stimmte zu und zog nach Uppsala um.
„Man hat mir zwei Projekte für zwei
Jahre übertragen hier in der Diaspora-Kirche. Das eine Projekt ist speziell für Studenten
konzipiert. Es geht um den Studentenaustausch aus den deutschsprachigen Ländern, um
die Kirche in der Diaspora kennenzulernen. Das zweite Projekt betrifft Wallfahrtsorte
im Norden Europas. Diese sind eigentlich nicht so bekannt. Meine Aufgabe besteht darin,
diese Orte und Wege etwas bekannter zu machen.“
Hardegger kümmert sich
also u.a. um die Organisation von Praktikumsstellen in den katholischen Pfarreien
in Skandinavien.
„Das heißt, ich nehme Kontakt auf mit Mitarbeiter von Pfarreien
und muss dementsprechend sehr viel herumreisen. Im November war ich in vier nordischen
Ländern also Island, Finnland, Schweden und Dänemark unterwegs. Im Dezember werde
ich Norwegen besuchen. Ich muss herausfinden, wo es gute Praktikumsstellen geben könnten.“
Beim
Wallfahrtsprojekt wird vorausgesetzt, dass sie die Orte bereits kennt. Die Schweizer
Theologin hat sich u.a. mit ihrer Lizentiatsarbeit mit dem Thema Wallfahrt auseinandergesetzt.
Sie wuchs auch in der Nähe des Schweizer Pilgerorts Mariastein auf und ist auch schon
nach Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela zu Fuß gepilgert. Und welche Wallfahrtsorte
gibt es denn im Norden Europas?
„Zum Beispiel Trondheim: Der liegt in Norwegen
und dort wird des Heiligen Olav gedacht. Es war unumgänglich, dass ich selber mal
dorthin reisen musste. Ebenso gilt das für das schwedische Vadstena, wo der Heiligen
Brigitta gedacht wird. Ich versuche dort Kontakte zu knüpfen, z.B. mit Pilgern und
Priestern.“
Da die katholische Kirche in Nordeuropa vorwiegend aus Nicht-Nordeuropäern
stammt, hat es Sibylle Hardegger vor allem mit vielen Ausländern zu tun.
„Zum
Beispiel werden bei der Pfarrei hier in Uppsala, in der ich jetzt zugehöre, die Gottesdienste
in verschiedenen Sprachen angeboten. Man hört hier Polnisch, Spanisch, Französisch,
Schwedisch und Englisch aber auch Arabisch. Auch werden die Gottesdienste in verschiedenen
Riten gefeiert. Das ist sehr spannend und man trifft hier auf sehr viele Menschen
verschiedenster Nationalität und Mentalität.“
Nachteil ist aber, dass die
katholische Kirche im Norden weit zerstreut und auch arm ist. Doch auf der anderen
Seite ist die Gemeinschaft sehr jung und kreativ, so Hardegger.
„Es ist
eine Kirche, die ständig in Bewegung ist, die aber auch versucht, diese verschiedenen
Sprachgruppen und Nationalitäten zu integrieren. Was mir hier in Uppsala auffällt,
ist die von jungen Menschen geprägte Kirche. Wenn ich am Sonntagabend zum Gottesdienst
gehe, dann treffe ich fast nur Jugendliche in der Kirche. Viele sind Studenten oder
es gibt auch viele junge Familien. Das ist ein ganz anderes Bild als das, was ich
aus meinem Heimatland Schweiz kenne.“