Papst Benedikts Botschaft
an Afrika ist ein Auftrag an alle afrikanischen Gesellschaften, aber die Katholiken
müssen die ersten sein, diesen Auftrag umzusetzen. Das sagte uns die Nationaldirektorin
der Caritas Benin, Schwester Leonie Dochamou. Gudrun Sailer hat mit der Ordensfrau
gesprochen.
„Der Papst bringt eine Botschaft der Liebe Christi – in einen
mörderischen, verletzten, leidenden Kontinent. Der Mensch, an den dieses Evangelium
sich richtet, ist gezeichnet von allen diesen Nöten. Papst Benedikt schildert sie
in seinem Dokument, er unterlässt es nicht, auf vielfältige wirtschaftliche, politische,
soziale Missstände in Afrika hinzuweisen, wenn er von Staat und Regierung spricht.
Und das Dokument macht ganz konkrete Vorschläge, benennt die Aktionsfelder, in denen
die christliche Nächstenliebe wirklich die treibende Kraft sein kann: Kampf gegen
Armut, Hunger, AIDS, gegen das Leiden von Kindern. Nun denke ich, es gibt keinen Zufall
im Leben dessen, der Gott liebt. Das Evangelium von diesem Sonntag zum Beispiel ist
außergewöhnlich passend: Ich hatte Hunger, und ihr habt mir zu Essen gegeben. Ich
hatte auch Hunger nach Gott, und ihr habt ihn gestillt. Die Aspekte des Dokuments,
die uns als Caritas betreffen, sind sehr vielfältig. Vor uns liegen Jahre der Arbeit,
um das umzusetzen.“
Vom Umfang, Inhalt und Zuschnitt her gleicht das neue
päpstliche Dokument mit seinen 150 Seiten einer Enzyklika. Die Caritas-Direktorin
wünscht sich, dass nicht nur Fachleute es lesen, sondern möglichst viele Afrikaner.
Und klarerweise soll es nicht bei einer Lektüre bleiben.
„Es ist ein Dokument,
das konkretisiert werden muss. Das Nachdenken darüber muss zum Handeln führen, damit
Afrika Frieden hat. Manch ein Anfang mag klein sein, aber: Ich kann nicht Gerechtigkeit
predigen und meine Haushaltshilfe unterbezahlen. Mehr als Studien und brauchen wir
Handlungen. Und wir sollten die ersten sein, die das umsetzen, angefangen von den
Verantwortlichen in der Kirche. Ich denke, wenn allein die katholischen Christen Afrikas
auf allen Ebenen das christliche Werk leben, dann kann der Frieden Wirklichkeit werden.“
Das
Schlüsselwort des päpstlichen Dokumentes ist Hoffnung. Sein Verständnis von diesem
Begriff erläuterte der Papst selbst in seiner Rede vor Regierungsvertretern und Ordensleuten
am Samstagvormittag.
„Hoffnung, das heißt nicht, die Arme vor der Brust
zu verschränken und nichts zu tun. Gerade die Hoffnung bringt die Menschen dazu, aktiv
zu sein. Gott hat uns mit verschiedenen Talenten ausgestattet, um voranzugehen, mit
der Weltkirche, sicherlich, aber gerade auch wir Afrikaner müssen uns an die Arbeit
machen. Ich gehe noch weiter: Was der Papst über die Hoffnung schreibt, lässt mich
an das Gleichnis von den Talenten denken. Wir müssen dahingehend wirken, dass jeder
die Talente, die ihm gegeben sind, nutzen kann. Der Schöpfergott hat in den Menschen
alle Kräfte angelegt, sich zu verteidigen.“
Ob das friedliche Benin ein
Modell für andere Länder Afrikas werden kann? Der Name des kleinen Landes am Golf
von Guinea fällt auffallend oft, wenn von demokratischen Vorbildern in Afrika die
Rede ist. Es war eines der wenigen Länder des Kontinentes, das damals einen Übergang
von der Diktatur zur Demokratie ohne Blutvergießen schaffte – auch dank der katholischen
Kirche.
„Nun, rund um Wahlen gibt es bei uns immer ein wenig Aufregung und
Unruhe, aber niemals gewalttätige. Sicher müssen auch wir noch dazulernen, etwa wenn
es um den Respekt des öffentlichen Gutes geht. Papst Benedikt hat uns ja heute gesagt,
nur wo der Mensch respektiert wird, wird auch das öffentliche Gut respektiert. Damit
war der Kampf gegen die Korruption gemeint, damit jeder ein Minimum zum Leben hat.
Da müssen wir noch die eine oder andere Hausaufgabe erledigen. Aber mein Benin kann
fortfahren, diese Gnade zu verdienen, die der Herr uns mit dem Frieden in unserem
Land schenkt.“