Die Erfindung des
Bildes. Frühe italienische Meister bis Botticelli. Eine Besprechung von Pater Bernd
Hagenkord
Wer sich zu Italiens Kunstschätzen begibt, ist schnell visuell verloren.
So ergeht es jedenfalls mir regelmäßig, wenn ich einmal wieder in eine der vielen
Kirchen hier gehe. Es ist schwer, zu entscheiden, was wirklich Kunst ist, wo die Traditionslinien
verlaufen, wo sich Aussagen verstecken, die wir vielleicht gar nicht mehr verstehen.
Da braucht es Seh-Hilfe.
So zum Beispiel die Ausstellung in Hamburg im Bucerius-Kunst
Forum „Die Erfindung des Bildes“, oder den Katalog dazu. Es geht um frühe italienische
Kunst, also Kunst, wie wir sie eher in Umbrien oder der Toscana finden als in Rom
und dennoch hilft der Bildband beim Sehen lernen. Man lernt die großen Schritte kennen,
die die Künstler in den Jahrhunderten taten, man sieht die Entdeckung von Landschaft
und Raum, das Heraustreten des Menschen als Individuum und die sich immer wieder ändernden
künstlerischen Antworten auf die Veränderung der Welt.
Ganze Räume mit ihren
Bildprogrammen werden genau unter die Lupe genommen, wie etwa die wunderbare Seitenkapelle
des Domes von Orvieto. Vergleiche werden gezogen und Entwicklungen entdeckt. Einige
große Namen tauchen auf, etwa Fra Angelico oder Sandro Botticelli. Insgesamt ist es
aber ein Lese- und Schaubuch, das Lust darauf macht, sich all die Pracht genauer anzuschauen
und stehen zu bleiben, weil es so viel zu sehen gibt.
Wie gesagt, nicht unbedingt
etwas für Freunde des Barock wie wir ihn hier in Rom finden, aber auf jeden Fall etwas
für Entdecker, die mehr sehen lernen wollen, als der erste Oberflächenblick hergibt. Das
Buch ist im Hirmer Verlag erschienen.