Junge Afrikanerinnen
bereiten Benedikt XVI. auf Besuch in Benin das Essen zu und bedienen ihn mitsamt seinem
Gefolge bei Tisch. Es sind Mädchen mit einer schweren Lebensgeschichte, die eines
Tages das Glück hatten, bei den Salesianerinnen Don Boscos in Cotonou zu landen. Die
Schwestern betreiben ein Ausbildungsrestaurant für die Mädchen, dort lernen sie kochen,
servieren und – vor allem – Teamarbeit. Gudrun Sailer hat sie besucht.
In weißer
Kochuniform mit Mütze stehen sie in der kleinen Küche, Seite an Seite, schnippeln
Schnittlauch und sind insgeheim ziemlich nervös. Für sie ist es ein unerhörter Traum,
der in Erfüllung geht: Drei Tage lang dürfen sie für das leibliche Wohl Papst Benedikts
und seines Gefolges sorgen. Rund ein Dutzend Mädchen um die 18 waren ziemlich fassungslos,
als ihr Chef ihnen das mitteilte. „Da waren sie richtig glücklich“, erinnert sich
Giuseppe D‘Almazzo, Chefkoch aus Norditalien.
„Der Vatikan hat unser Restaurant
ausgesucht, um den Papst zu bekochen, weil es eine Lehrküche ist für benachteiligte
Mädchen. Wir sind ein Projekt der Salesianerinnen Don Boscos, die Mädchen waren vorher
bei den Schwestern in Obhut und sind von ihnen geschickt. Wir sind aber sicher auch
einfach ein gutes Restaurant. Wir machen ausschließlich italienische Küche, aber mit
lokalen Zutaten, soweit es geht. Und es ist auch ein großes soziales Projekt.“
„Ja,
wir freuen uns sehr, für den Papst zu kochen“, sagt eines der Mädchen, gut möglich,
dass sie noch nie im Leben ein Radiomikrofon gesehen hat. „Es ist mir eine riesige
Freude, den ganzen Sonntag dort zu sein. Wir arbeiten doch nicht normalerweise am
Sonntag, und schwanger bin ich auch, aber ich möchte so gern für den Papst arbeiten,
auch am Sonntag!“
Vier Mahlzeiten sind für den Papst vorzubereiten. Und zwar
in der Nuntiatur, wo Benedikt wohnen wird. Das stellt die Mädchen vor nicht geringe
Probleme. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel in Cotonou, und niemand weiß,
wann welche Straßen wegen des hohen Besuchs gesperrt sein werden. Deshalb hat eine
mit dem Chefkoch befreundete Familie einigen der Mädchen einen Schlafplatz angeboten.
Das lässt auch Giuseppe D‘Almazzo selbst besser schlafen.
„Ich versuche
den Mädchen zu erklären, dass wir diese Sache gelassen angehen müssen, auch wenn es
das größte ist, was wir je gemacht haben. In diesen drei Tagen in der Nuntiatur werden
wir verstehen, wie professionell wir wirklich sind! Die Mädchen freuen sich sehr darauf.“
Papst
Benedikt wird in Benin kein einziges Gericht der lokalen Küche vorgesetzt bekommen,
sondern ausschließlich Sachen, die er aus Rom kennt. Die Mädchen finden das auch ein
wenig schade, dass ihr Papst keine afrikanische Küche kennenlernen wird. Aber es ist
natürlich kein Affront gegen das Gastland, sondern der Tatsache geschuldet, dass der
Nuntius in Benin für den Papst das „Mamma Mia“ ausgesucht hat, das nun einmal ein
italienisches Restaurant ist. Giuseppe D‘Almazzo:
„Es ist sehr stimulierend
für mich, hier zu wirken. Wir haben täglich kleine Alltagsprobleme zu meistern, die
so anders sind als unsere! Ich weiß, wovon ich rede, habe zehn Jahre in Italien ein
Restaurant gehabt. In Cotonou habe ich gelernt, aus allem das Beste zu machen und
die Mädchen schnell einzubinden. Wenn sie zu uns kommen, sind sie sehr schüchtern,
einige können nicht lesen, andere kein Französisch, da brauche ich meine Küchenchefin
als Dolmetscherin. Und wenn man sie eines Tages nach ihrer Geschichte fragt, bekommt
man Schlimmes zu hören. Man muss in ihren Kopf eintreten, um mit ihnen zu kommunizieren.“
In
den meisten Fällen wurden die Mädchen Opfer von Menschenhandel. Die Salesianerinnen
durchkämmen täglich den zentralen Markt am Hafen von Cotonou, um Kinder zu finden,
die dort arbeiten, obwohl sie eigentlich in der Schule sein müssten. Vielleicht, um
die Mädchen ihre Vergangenheit besser vergessen zu lassen, ist das Ausbildungsrestaurant
in freundlichen, kräftigen Farben gehalten, gelb und grün, es hat sogar einen kleinen,
sorgsam gepflegten Hof mit Blumen und Eidechsen, die sich träge auf der Mauer sonnen.
Auch wenn die Preise gemessen an normalen Restaurants niedrig sind, können es sich
nicht viele Einheimische leisten, im „Mamma Mia“ Gnocchi oder Tiramisu zu schlemmen.
Die meisten Gäste sind Europäer, Diplomaten, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen.
Alle wissen, wo sie hier einkehren, und geben den jungen Leuten im Service und in
der Küche ideelle Unterstützung. Die Mädchen sind nicht lange hier.
„Der
Kurs bei uns dauert sechs Monate, dann geben wir ein Diplom. Es ist aber nicht so
wichtig, dass die Mädchen am Ende hausgemachte Pasta machen können. Später finden
sie vielleicht Arbeit in einem Thai-Restaurant und kochen dort Huhn mit Reis und nie
wieder Pasta. Vor allem müssen sie lernen, in der Gruppe zu arbeiten, die Arbeitszeiten
zu respektieren und anzurufen, wenn sie mal krank sind. Daran sind sie nicht gewöhnt,
sie kennen die Welt der Arbeit nicht. Viele unserer Mädchen finden nachher mühelos
Arbeit, sicher vier von fünf. Wenn sie wo neu anfangen, begleite ich sie noch für
ein, zwei Wochen, und dann liegt es an ihnen, ihre Zukunft zu gestalten!“