2011-11-17 14:23:07

D: Studie zu Missbrauch in Deutschland


Eine neue Etappe bei der Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland: Am Donnerstag legte der Wissenschaftliche Beirat der von der Bundesregierung eingerichteten Anlaufstelle der Missbrauchsbeauftragten seinen Abschlussbericht vor. Das Team um den Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Jörg M. Fegert wertete insgesamt über 20.000 Anrufe und Briefe aus, die zwischen Mai 2010 und August 2011 bei der SPD-Politikerin Christine Bergmann und ihren Mitarbeitern eingingen. Die Amtszeit Bergmanns und des wissenschaftlichen Beirats war am 31. Oktober zu Ende gegangen.


Viele Missbrauchsfälle in Familien

Fegert erklärte, mit dem Abschlussbericht liege der „bisher größte Datensatz in Deutschland“ dieser Art vor. Die Ergebnisse lieferten „wichtige Erkenntnisse über die Thematik des sexuellen Kindesmissbrauchs“. Dem Bericht zufolge konnten insgesamt rund 6.300 Telefonate und Briefe von Betroffenen und ihren Angehörigen, Freunden oder Bekannten einer eingehenderen Analyse unterzogen werden. Den Angaben zufolge ereigneten sich die meisten der dort berichteten Missbrauchsfälle, nämlich über die Hälfte, in Familien. Jeder dritte Vorgang dieser Art fand in Institutionen statt. In diesem Bereich liegen die beiden großen Kirchen mit insgesamt rund 60 Prozent der Nennungen vorn. Darin eingeschlossen sind auch Fälle von sexuellem Missbrauch zum Beispiel in Schulen und Heimen in kirchlicher Trägerschaft.
Zugleich betonte Fegert, dass die Erhebung keine repräsentative Stichprobe sei, da es sich um Kontaktaufnahmen durch die Betroffenen selbst handele und keine statistisch erfolgte Auswahl von Berichten. Die Betroffenen erwarteten gleichwohl „zu recht, dass die Politik definitiv Konsequenzen zieht“ und sich Prävention und Aufarbeitung in Deutschland verbesserten.
Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch zu sexuellem Missbrauch will Ende November seine Arbeit abschließen. Dann soll auch über eine Nachfolge von Bergmann entschieden werden. Die zentrale Hotline ist unterdessen weiter geschaltet. Noch immer gehen dort bis zu 60 Anrufe täglich ein.

(kna 17.11.2011 ord)










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