2011-11-17 16:51:29

Benin: Freude auf den Papst


RealAudioMP3 Cotonou, die Wirtschaftsmetropole Benins, ist in freudiger Erregung. Mit wem immer man spricht, alle freuen sich auf den Gast aus Rom: „Er kommt zu uns allen“, sagt ein muslimischer Schuster am Straßenrand. Vorbereitung auf den Papstbesuch, das heißt in Cotonou vor allem eines: Saubermachen. Der aus Europa eingeflogene Reporter nimmt es weniger wahr, aber seit Wochen läuft auf den Straßen eine beispiellose Reinigungsaktion. „Bei uns in Afrika empfängt man Gäste nur in einem sauberen Umfeld, das ist ungeschriebenes Gesetz“, erklärt ein Sprecher der Stadt, der für die Säuberung zuständig ist. Entlang der Hauptstraßen haben Putztrupps aber nicht nur Berge von Abfall und Müll beseitigt, sondern auch die kleinen Händler vertrieben, zum nicht geringen Leidwesen der Betroffenen. Andere wünschen sich, dass die Putz-Aktion auch nach der Abreise des Papstes anhalten möge.

200 große Plakate begrüßen den Papst in fünf verschiedenen Landessprachen; einige zeigen den Mann in Weiß mit einem schwarzen Baby, andere mit Präsident Boni Yayi. Rund um die öffentlichen Gebäude sind die Fahnen längst gehisst, Benins grün-gelb-rot flattert Seite an Seite mit dem vatikanischen gelb-weiß. Unbeeindruckt davon ziehen tausendköpfige Geschwader von Mopedfahrern vorbei, fast alle ohne Helm, einige mit Frau und Kind im Tragetuch auf dem Sozius. Die Autos sind meist alt und verbeult, es zirkulieren aber auch gewaltige Geländewagen. Die 110 Jahre alte Kathedrale „Notre-Dame-de-Miséricorde“ in der zentralen Wohngegend der Stadt trotzt dem Smog, sie ist frisch herausgeputzt, ihr kräftiges rot-gelb-gestreiftes Design scheint italienische Vorbilder aus der Renaissance aufzugreifen und afrikanisch zu interpretieren. Hier wird Benedikt XVI. den öffentlichen Teil seines Besuchs beginnen, indem er der Kathedrale einen Besuch abstattet. Erzbischof war von 1960 bis 1971 Kardinal Bernardin Gantin, der Vater der Nation.

Katholische Gotteshäuser, Moscheen und Freikirchen sind im äußeren Straßenbild im Gleichgewicht. Abseits der asphaltierten und einigermaßen gepflegten Hauptstraßen ist ein Gutteil der Stadt aus Staub und Hütten zusammengesetzt. Einen Eindruck davon erhält der Papst, wenn er Samstagnachmittag das Foyer „Friede und Freude“ der Mutter-Teresa-Schwestern besucht. Die Missionarinnen der Nächstenliebe, darunter auch eine Italienerin, betreuen hier unterernährte Waisenkinder.

Ein Taxi bringt die Reporter über die große Küstenstraße „Rue internationale“, die bis in die Nachbarländer Ghana und Elfenbeinküste reicht, ins 45 Kilometer entfernt gelegene Ouidah, das ist sozusagen die religiöse Hauptstadt Benins. Zunächst geht es ins Priesterseminar, das größte in Westafrika, fast 150 Studenten. Arbeiter mit großen Maschinen planieren die offensichtlich neue Straße zum Seminar, die der Papst in wenigen Tagen mit dem Papamobil abfahren wird. Das Seminar liegt etwas außerhalb der Stadt und ist eine ausgedehnte, sehr gepflegte Anlage in einem Garten. Die Jeans und T-Shirts der Seminaristen, die vor jedem der kleinen Appartements auf der Leine hängen, werden am Tag des hohen Besuches sicher verschwunden sein. Zum Studium tragen die Priester-Lehrlinge cremefarbene Talare , in einem offenen Gebäude sind sie gerade damit beschäftigt, die Lieder für den Papstbesuch einzustudieren. Sie sind mit Begeisterung am Werk, „es ist sehr aufregend, den Papst zu sehen, er kommt ja nicht alle Tage nach Benin“, sagt einer, andere scheinen auch eingeschüchtert, geben sich zugeknöpft, verweisen auf das Gebet zur Vorbereitung auf den Besuch. Von außergewöhnlicher Schlichtheit ist das Grab von Kardinal Gantin in der Kapelle; ein paar Marmorplatten, weiter nichts. Im ganzen Seminar ist alles auf Hochglanz gebracht und frisch renoviert, es riecht nach Lack.

Ähnlich in der Basilika von Ouidah, dort, wo der Papst sein postsynodales Schreiben unterzeichnen wird. Es ist eine „basilica minor“, von Papst Johannes Paul II. dazu gemacht. Als erste Kathedrale Westafrikas hat sie eine herausragende historische Bedeutung. In Oudiah wurden in der Geschichte nicht nur Sklaven exportiert, sondern eben auch das Christentum importiert. Schräg gegenüber der Basilika liegt ein Voodoo-Heiligtum, der Tempel der Pythons, und auf der anderen Seite die Restaurant-Bar „Le Vatican“. Man ist sich der Bedeutung des Ortes bewusst, erklärt ein Katholik, der so kurz vor dem Papstbesuch noch rasch einen Blick auf die Basilika werfen und ein kurzes Gebet sprechen wollte.

Zurück in Cotonou, im Stadion. Dutzende Arbeiter sind mit dem Aufbau der Bühne beschäftigt. Hier feiert Papst Benedikt am Sonntag den feierlichen Schlussgottesdienst, hier wird er den afrikanischen Bischöfen das postsynodale Schreiben nach der Afrika-Bischofssynode überreichen, seine Botschaft an den Kontinent. Und davor, am Freitag, findet an derselben Stelle ein großes Konzert statt, das der Botschaft des Papstes gleichsam den Weg bereiten soll. Musik hat einen unvergleichlich hohen Stellenwert in der Kultur und im Alltagsleben Afrikas, das wissen auch die Bischöfe, die dieses Konzert veranstalten. Der Rasen des Stadions im fußballfreundlichen Benin ist sehr gepflegt, die Arbeiter guter Laune. Ihr Chef ist eigens aus Nigeria angereist, um den Aufbau zu überwachen. Benin freut sich auf den Papst und zählt auf seine Botschaft.


(rv 17.11.2011 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.