Das kleine westafrikanische Land Benin fiebert dem Papstbesuch entgegen, der am Freitag
beginnt. Wie die Beniner Zeitungen das Ereignis widerspiegeln, ist hier in unserer
Presseschau vom 17.11.2011 nachzulesen.
„La Nation“, Benins staatliche
Tageszeitung, zeigt gleich zweimal auf der Titelseite ein Foto Papst Benedikts. Im
Blattinneren findet sich ein großer Bericht über die gelungene Reinigungsaktion in
Cotonou: „Noch nie zuvor war eine städtische Reinigungsaktion derart erfolgreich“,
heißt es. Mehr noch: „Dass Gott Wunder wirkt, ist nicht zu leugnen“ – ein Satz, der
in einer westlichen Tageszeitung ausschließlich in ironischer Lesart vorkommen könnte.
Kein Wort über hohe Kosten, Sicherheitsvorkehrungen, Verkehrsbehinderungen. In wenigen
Sätzen nur fasst der Bericht die Enttäuschung der Händler zusammen, die für einige
Tage ihren Stand an der Straße räumen müssen, um Cotonou sauberer erscheinen zu lassen.
Stattdessen Lob für die Papstplakate, die Fahnen des Vatikans und jene der afrikanischen
Bischofskonferenzen. Eine Doppelseite bringt kurze Interviews mit rund einem Dutzend
Bürgern aus Benin, die ihre Meinung zum Papstbesuch sagen. Aus allen klingt die Freude
und der Stolz über die Visite durch. Eine Händlerin sagt immerhin: „Der Papst hat
sicher nicht verlangt, dass man uns unseren Broterwerb nimmt“. Andere wundern sich,
dass der Papst eine Botschaft des Friedens bringen will, wo doch Benin ein ohnehin
friedliches Land ist.
Ganz andere Töne schlägt „Le Béninois liberé“
an, ein linkes Blatt, das betont regierungskritisch berichtet. „Wie tief muss der
Steuerzahler in die Tasche greifen?“ fragt sich die Titelschlagzeile, offensichtlich
aber ohne tiefergehende Recherchen angestellt zu haben. Weiter unten ein Bild
des jungen Joseph Ratzinger in Nazi-Uniform und der Titel: „Wer ist Benedikt XVI.?“
Ein viertelseitiger Bericht im Blattinneren beklagt die allseits herrschende Papst-Manie
und die Tatsache, dass die Regierung für sich selbst und das Volk am Freitag, wenn
der Papst landet, einen arbeitsfreien Tag ausgerufen hat. Daneben ein gleich großer
und auffallend freundlicher Bericht über eine große Gebetsaktion der Pfingstbewegung.
Eine große Doppelseite widmet sich in sachlicher Art der Biografie Joseph Ratzingers:
Der 14-Jährige sei „gegen seinen Willen“ zur Hitlerjugend eingezogen worden; weiter
nehmen die großen Lehrverurteilungen als Präfekt der Glaubenskongregation viel Raum
ein.
„La presse du jour“ konzentriert sich auf die Themen des Papstbesuchs:
Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden. Das Blatt spricht von sozialen Krisen des Landes
in den letzten Jahren und davon, dass der Papst - über den herzlichen Empfang und
die Begeisterung hinaus - über die Probleme Bescheid weiß. Die Anhänger des Voodoo
sind dem Blatt zufolge teils auch skeptisch über den Papstbesuch. Nicht die Visite
Benedikts sei das Problem, aber man wünsche sich, dass er die „Schwierigkeiten“ zwischen
Katholiken und Vodoo-Anhängern in Benin regle, zitiert das Blatt einen Sprecher der
traditionellen Religion. In der Tat sei es vorgekommen, dass Katholiken ihre Familienangehörigen
als „Teufel“ bezeichneten und versuchten, sie vom Voodoo-Kult abzubringen.
Die
beiden populären Tageszeitungen „Le Meilleur“ und „Matinal“ beschränken sich, was
ihre Titelseiten betrifft, am Vortag des Besuches auf Werbeinserate für den Papst.
„Matinal“ gleicht das im Blattinneren aus: volle acht Extraseiten sind für
den Papst reserviert, darauf ein fast zweiseitiges Interview mit dem Leiter des Empfangskomitees
und Intellektuellen Pater Andre Quenum. Auch einfache Leute kommen zu Wort. Als einzige
Zeitung berichtet „Matinal“ über Sicherheitsvorkehrungen rund um den Papstbesuch.
Und eine halbe Seite bietet einen Überblick über den Vatikan und den Heiligen Stuhl.
„Le
Meilleur“ berichtet über eine neue Statue von Kardinal Bernardin Gantin, die auf
einem zentralen Platz von Cotonou enthüllt wurde und auch dem Papst gezeigt werden
wird. Ein kurzer Bericht erklärt, warum es sinnvoll ist, den Freitag zum arbeitsfreien
Tag zu erklären: um den abertausenden Kurzentschlossenen die Möglichkeit zu geben,
nach Cotonou oder Ouidah zum Papst zu kommen.