Thailand/Vatikan: Erziehung zur Aufklärung als Missbrauchsprävention
In Asiens Kirche braucht
es Erziehung zur Aufklärung, um sexuellem Missbrauch vorzubeugen. Daran erinnert der
Justizbeauftragte der vatikanischen Glaubenskongregation, Charles Scicluna. Er nimmt
in diesen Tagen im thailändischen Bangkok an einer Sitzung des Verbandes der asiatischen
Bischofskonferenzen (FABC) zur Missbrauchsprävention teil. Auf der Tagung, die noch
bis zum 19. November geht, sollen Richtlinien zur Missbrauchsprävention erarbeitet
werden. Auch geht es darum, das reale Ausmaß sexuellen Missbrauchs in Asiens Kirchen
überhaupt einmal zu erfassen. Skrupellose Aufklärung – die sei hier wie dort das wirksamste
Mittel gegen Missbrauch, sagt Scicluna im Interview mit Radio Vatikan:
„Eine
Antwort auf das Schweigen der Kultur über solche Fälle ist die Stärkung der Gemeinschaften,
vor allem der Kinder und Familien, damit sie von solchen Fällen erzählen. Weiter braucht
es Aufklärung durch Bildung, man muss dazu erziehen, aufzuklären! Solche Maßnahmen
sind wichtige Instrumente, um die betroffenen Kinder und auch andere mögliche Opfer
vor weiterem Missbrauch zu schützen.“
Über sexuellen Missbrauch in Asiens
katholischer Kirche ist im Westen wenig bekannt. Nach dem Missbrauchsskandal in der
deutschen Kirche hatte der Vatikan von allen Bischofskonferenzen der Welt verlangt,
innerhalb eines Jahres Leitlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen zu erarbeiten:
Bis Mai 2012 solle die Weltkirche ihre Missbrauchsprävention optimieren, forderte
die vatikanische Glaubenskongregation am 16. Mai 2011 in einem Rundschreiben. Die
asiatischen Kirchenvertreter müssten als gutes Beispiel vorangehen, betont Scicluna:
„Wie
die Kirchenverantwortlichen mit der Situation umgehen, ist auch hier wesentlich. Sie
müssen beispielhaft zeigen, dass sie die Aufdeckung solcher Fälle ernst nehmen und
dass sie eine adäquate Antwort auf diese Problem geben. Prävention muss weiter in
der Priesterausbildung geleistet werden: Es geht um die Vermittlung klarer Grenzen
und darum, zu zeigen, dass Fehlverhalten kirchenrechtliche und zivilrechtliche Konsequenzen
hat. Es geht hier um Fehlverhalten, das den Opfern unsägliches Leid verursacht!“
An
dem Seminar des Verbandes der asiatischen Bischofskonferenzen nehmen rund zwanzig
Bischöfe und fünfzig Ausbilder teil.