Andrea Riccardi, Historiker und Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio,
ist von Italiens designiertem Ministerpräsidenten Mario Monti zum „Minister ohne Geschäftsbereich“
ernannt worden. Er soll für „Fragen der Internationalen Zusammenarbeit“ zuständig
sein. Das kündigte Monti am Mittwochmittag nach einem Treffen mit Staatspräsident
Giorgio Napolitano an. Zunächst war Riccardi als Minister für Kulturgüter oder als
Unterrichtsminister im Gespräch gewesen. Monti führt in Personalunion das Wirtschaftsressort;
er ernannte den Rektor der Katholischen Sacro-Cuore-Universität Mailand, Lorenzo Ornaghi,
zum Minister für Kulturgüter. Die neue Regierung soll am Nachmittag vereidigt werden.
Die Regierung Monti führt zwölf Ministerien, von denen drei von Frauen geleitet
werden. Riccardi, der 1968 in Rom im studentischen Bereich seine sozial-karitative
Bewegung ins Leben gerufen hatte, lehrt als Professor an der Universität Roma Tre.
2009 wurde er mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Die Gemeinschaft Sant'Egidio,
die heute rund 50.000 Mitglieder in vielen Ländern zählt, war für ihren sozialen und
diplomatischen Einsatz wiederholt für den Friedensnobelpreis im Gespräch.
Riccardi
hat für sein Engagement in der Friedensarbeit und dem interreligiösen Dialog bereits
zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter 2004 den japanischen Niwano-Preis, 2006 den
Balzan-Preis, der zu den weltweit wichtigsten wissenschaftlichen, kulturellen und
humanitären Auszeichnungen zählt. Im Januar 2011 berief ihn Benedikt XVI. in den Päpstlichen
Gesundheitsrat.
Noch am Dienstag hatte Riccardi die Ehrendoktorwürde der Theologischen
Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz erhalten. Aufgrund der italienischen Regierungskrise
sagte er jedoch ab, die Auszeichnung persönlich entgegenzunehmen.