Pax Christi: „Übergänge zu Rechtsextremen werden fließend“
Die katholische Friedensbewegung
„Pax Christi“ ist entsetzt über die Morde der Zwickauer Neonazi-Gruppe. Diese seien
zwischen 2000 und 2006 für zahlreiche Morde an Ausländern in mehreren deutschen Städten
verantwortlich. Christine Hoffmann ist Generalsekretärin der deutschen Sektion von
Pax Christi. Sie sagt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Es ist absolut erschreckend
und schreckt uns auf, dass dieser tödliche rassistische Terror von militanten Neonazi-Gruppen
in Deutschland möglich ist und dass er über so viele Jahre unerkannt bleiben kann.
Für mich – wenn wir uns die Frage stellen, wie kann das sein? – wird deutlich, dass
wir uns der Erkenntnis stellen müssen, dass die Übergänge vom rechten Lager zum bürgerlichen
Lager fließend geworden sind. Als Katholikin stellt sich auch die Frage: Schauen wir
in der Kirche genau hin? Denn auch in der Kirche gibt es Zustimmung zu rechtspopulistischen
Thesen und Parteien. Diese fließenden Übergänge müssen wir erkennen. Da sind wir gefordert,
gegenzuhalten.“
Am vergangenen Wochenende hat die Bundesarbeitsgemeinschaft
Kirche und Rechtsextremismus getagt. Pax Christi ist ebenfalls Mitglied dieser Arbeitsgemeinschaft.
Für Hoffmann ist klar, welche Gruppierungen gefährlich für die Gesellschaft sind.
„Ich
betone in aller Deutlichkeit, Antisemiten und alle, die den Mord an sechs Millionen
Juden leugnen oder verharmlosen, haben kein Platz in der Kirche. Rechtsextreme Gedanken
sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar. Das bezieht sich auf alle menschenfeindlichen
Gruppierungen. Wir sind gerade jetzt herausgefordert, angesichts der Wirtschaftskrise
aufzupassen, dass die Menschen nicht wieder Feindbilder-Logiken aufsitzen.“
Das
Neonazi-Problem betriffe nicht nur den Osten Deutschlands, fügt die Generalsekretärin
von Pax Christi Deutschland an.
„Denn das stimmt so nicht. Wir haben im
Westen Deutschlands das gleiche Problem. Auch hier gibt es leider rechtsextremes Gedankengut.
Es gibt Aufmärsche in Freiburg, Dortmund, Osnabrück und Hamburg. Das alles ist eine
Herausforderung auch für diesen Teil Deutschlands. Das bedeutet für uns in der Kirche,
dass sich die Kirchenverantwortlichen hinter die stellen, die dann aufstehen gegen
Rechts.“
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAGKR)
forderte ebenfalls dazu auf, das kirchliche und gesellschaftliche Engagement gegen
Rassismus und extreme Ideologien zu verstärken. Dies bedeute auch, „sich mit dem erschreckend
großen Potential an Zustimmung zu rechtspopulistischen und rassistischen Positionen
in den eigenen Kirchengemeinden und in der Gesellschaft intensiver auseinanderzusetzen“,
sagte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Christian Staffa laut Angaben des Online-Dienstes
„Die Welt“ an diesem Dienstag.