Verzerrende Berichte über Vatikan: Sind immer die Medien schuld?
„Angriff auf Ratzinger“
– so heißt ein Buch in Italien, das eine richtiggehende Medienkampagne gegen den Papst
am Werk sieht. Dass es immer wieder in den Medien tendenziöse, entstellende Berichte
über Benedikt XVI. und ganz allgemein über die katholische Kirche gibt, läßt sich
kaum bestreiten. Mit einem Studientag hat sich der Vatikan in der vergangenen Woche
mit dem Phänomen beschäftigt. Titel: „Unverständnis – die katholische Kirche und die
Medien“. Kardinal Gianfranco Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat hat versucht, aus der
Veranstaltung seine Schlüsse zu ziehen:
„Wir müssen eben sehen, dass es
in unserer Zeit eine große Revolution im Medienbereich gegeben hat: Wir stehen nicht
mehr nur der Presse gegenüber, wie wir sie etwa zu Zeiten von „Humanae Vitae“ oder
dem Konzil hatten. Jetzt leben wir in einer virtuellen Welt, einer Welt extrem schneller
Information, des Fernsehens und des Bildes.“
Die Medienlandschaft hat sich
viel schneller geändert als die Kirche, so Kardinal Ravasi. Und ihm sind zwei Schlussfolgerungen
wichtig.
„Erstens dürfen wir nie vergessen, dass die christliche Botschaft
sich an die Welt wendet, also gar keine Missverständnisse vermeiden kann. Wir müssen
dabei außerdem bedenken, dass unsere Sprache oft völlig unverständlich und selbstbezogen
ist. Unsere Botschaft muss also für präzise Kommunikationskanäle formuliert werden.“
Die
zweite Schlussfolgerung: Die Botschaft des Christentums dürfe nun aber auch nicht
von der Kirche selbst entleert und „passend gemacht“ werden, einfach damit sie medial
leichter herüberkommt.
„Die christliche Botschaft hat nämlich von Natur
aus eine skandalöse, eine provozierende Seite. So dass diese Medaille zwei Seiten
hat: auf der einen Seite unsere notwendige Öffnung und Sensibilität für das Kommunizieren,
auf der anderen das Bewahren der Botschaft in ihrer Anstößigkeit. Übrigens ist das
nicht erst seit neuestem unser Problem: Schon in den Paulusbriefen findet man eine
Fülle von Problemen, auf die Paulus beim Verbreiten seiner Botschaft trifft.“
Ravasi
ist von Haus aus Bibelwissenschaftler; nach seinem Eindruck stand der Völkerapostel
Paulus in den ersten Jahrzehnten des Christentums vor „fast analogen Problemen“ wie
die Kirche heute.
„Auch die damalige griechische Welt war eine Welt im Wandel
und im Übergang, so wie unsere heutige Informationsgesellschaft. Wenn man versucht,
da hineinzusprechen so wie Paulus, dann stößt man unvermeidlich auf solche Probleme.
Die gehören zur Bewegung, zum Leben selbst – aber man muss sie eben ordentlich angehen
und durchstehen.“