Die Christen müssen in den Ländern des Arabischen Frühlings bleiben, es darf keinen
Exodus wie aus dem Irak geben. Dazu ruft der griechisch-orthodoxe Metropolit Emmanuel
von Frankreich auf, Vertreter des Ökumenischen Patriarchats bei der EU und Präsident
der Konferenz der Europäischen Kirchen. Auch der Metropolit nahm im ungarischen Esztergom
an der Dialogsitzung der Europäischen Volkspartei teil. Im Interview mit Radio Vatikan
äußert sich der Metropolit, der sich seit Jahren auf europäischer Ebene für den interreligiösen
Dialog stark macht, zur aktuellen Lage in Syrien und Ägypten. Und er geht auch auf
die Rolle der Kirchen in diesen Ländern ein – diese sollten den Menschen, die für
eine bessere Zukunft demonstrieren, „beim Bleiben helfen“.
„Es ist wahr,
dass in diesen vom Islam geprägten Ländern seit Jahrhunderten auch viele Christen
gelebt haben und weiter leben wollen. Deshalb muss die Priorität der Kirchen sein,
diesen Mitbrüdern beizustehen. Das gilt für alle Kirchen – egal ob Orthodoxe, Katholiken,
Armenier oder Kopten. Es ist wichtig, dass diese Bevölkerung dazu ermutigt wird, zu
bleiben. Es ist wichtig, dass diese Bevölkerung weiterhin friedlich mit den anderen
Religionen und vor allem mit dem Islam zusammenlebt. Ich glaube auch, dass es wichtig
ist, die Christen zu ermutigen, ihr Land nicht zu verkaufen und es dann zu verlassen.
Wir müssen alles in unserer Macht stehende zum Schutz dieser Christen im Nahen Osten
tun, auch auf politischer Ebene. Wir müssen vermeiden, dass dieselben Probleme wie
im Irak entstehen, wo die Mehrheit der Christen das Land verlassen hat.“
Ägypten
und Syrien seien derzeit die gefährlichsten Orte für Christen. Deshalb müsse Europa
ein besonderes Augenmerk auf diese Länder legen.
„Wir haben alle davon gehört,
wie die Kopten in Ägypten protestiert haben. Alle koptischen Bischöfe und natürlich
auch Papst Schenuda III. haben ihre Stimme erhoben. Was die Christen in Syrien betrifft,
so hoffen alle, dass auch sie ihre Stimme erheben. Doch man hört stattdessen von den
syrischen Christen, dass es keine Probleme in Syrien gäbe. Es geht hier nicht um eine
Verdrehung der Wahrheit, ich habe das Land schon mehrmals besucht, nein, es geht darum,
dass das eine Minderheit wie es die Christen sind, geschützt werden müssen. Es geht
also um 1,5 Millionen Christen in Syrien und die meisten von ihnen sind orthodox.
Ich wünsche mir, dass man ihnen beisteht. Wir können sie nicht zu etwas zwingen und
müssen ihre Ängste verstehen. Unsere Hilfe sollte darin bestehen, dass wir die Präsenz
der Christen in diesen Ländern unterstützen. Es geht um Orte, die für die Christen
im Nahen Osten von historischer Bedeutung sind.“