Carl Lampert wird an diesem Sonntag als Märtyrer seliggesprochen. Die Feier für den
ranghöchsten von den Nationalsozialisten ermordeten österreichische Priester, Carl
Lampert (1894-1944), findet unter Leitung des Präfekten der vatikanischen Selig- und
Heiligsprechungskongregation, Kurienkardinal Angelo Amato, in Dornbirn in Lamperts
Heimat Vorarlberg statt. Zu der Messe werden mehr als 30 Bischöfe und Äbte aus dem
In- und Ausland erwartet. Aus Polen hat sich Erzbischof Andrzej Dziega von Stettin
und aus Deutschland der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich angesagt. Ab 16.00
Uhr sollen in ganz Vorarlberg und an seinem Todesort im deutschen Halle an der Saale
die Kirchenglocken 15 Minuten lang läuten. Lamperts Engagement und sein Gewissensbeispiel
wird außer in Tirol und Vorarlberg vor allem im Gebiet der ehemaligen DDR in Ehren
gehalten. Hier ist sein Name bis heute gleichbedeutend mit dem christlichen Widerstand
der NS-Jahre. Zur Seligsprechung reist auch eine Gruppe aus Halle nach Dornbirn. Am
Hinrichtungsort in der Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle wird am Sonntag zur Todesstunde
Lamperts bei einer Gedenkfeier an den Märtyrerpriester und die weiteren NS-Opfer erinnert.
Auch im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen, wo Lampert 1940/41 mehrere Monate
inhaftiert war, findet ein Gottesdienst statt.
„Gefährlichster Mann
innerhalb des Klerus“ 1894 in Göfis geboren, war Lampert als Provikar ab
1939 als Stellvertreter von Bischof Paulus Rusch für die kirchliche Verwaltung des
Tiroler Teils der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch verantwortlich.
Mutig trat er gegen kirchenfeindliche Handlungen der NS-Gauleitung auf, die Tirol
zum ersten „klösterfreien Gau“ machen wollte. Mehrmals wurde Lampert in Gestapo-Haft
genommen. Die Nationalsozialisten identifizierten ihn als den „gefährlichsten Mann
innerhalb des Klerus“.
Angebliche Spionageaffäre Wegen
seines Eintretens für den 1940 ermordeten Tiroler Pfarrer Otto Neururer begann für
Lampert im August 1940 ein Martyrium durch die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen-Oranienburg.
Von Zwangsarbeit entkräftet, wurde Lampert 1941 nach Stettin verbannt. Ein Gestapo-Spitzel
verwickelte ihn dort während seiner Reisen als Seelsorger in eine angebliche Spionageaffäre.
Gemeinsam mit Mitgliedern des „Stettiner Priesterkreises“ wurde er im Februar 1943
verhaftet und bei Verhören schwer misshandelt. Lampert wurde der angeblichen Spionage
und Wehrkraftzersetzung angeklagt und am 13. November 1944 in Halle an der Saale enthauptet.