Seliger Carl Lampert – ein Beispiel für Zivilcourage und Gottvertrauen
Österreich hat einen
neuen Seligen: Carl Lampert ist am 13. November in der Diözese Feldkirch seliggesprochen
worden. Knapp 2.000 Gläubige hatten sich Platzkarten zur Teilnahme an der Feier gesichert.
Verkündet hat die Seligsprechung von Provikar Carl Lampert (1894-1944) der Präfekt
der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, am Sonntagnachmittag
in der Pfarrkirche Dornbirn-St. Martin.
Eine Schweigeminute zur Hinrichtungsstunde
von Carl Lampert am 13. November 1944 bildet um 16 Uhr den Auftakt für die Seligsprechungsmesse.
Nach der Gedenkminute läuteten die Kirchenglocken in ganz Vorarlberg und an Lamperts
Todesort im deutschen Halle an der Saale 15 Minuten lang. Zu Beginn der Feier wurden
mehrere musikalische Auftragswerke zu Ehren des neuen Seligen aufgeführt, darunter
die „processio CL“ des Vorarlberger Komponisten Helmut Sonderegger.
Kennen
Sie Carl Lampert? Er ist der ranghöchste Priester Österreichs, der von den Nationalsozialisten
ermordet wurde. 1894 in Vorarlberg geboren, war der Provikar ab 1939 als Stellvertreter
von Bischof Paulus Rusch für die kirchliche Verwaltung des Tiroler Teils der damaligen
Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch verantwortlich. Lampert trat mutig
gegen das NS-Regime auf. 1941 wurde Lampert „gauverwiesen“ und nach Stettin verbannt,
wo ihn ein Gestapo-Spitzel in eine angebliche Spionage-Affäre verwickelte. Am 13.
November 1944 wurde der Provikar in Halle an der Saale enthauptet. Das Seligsprechungsverfahren
für Carl Lampert wurde 1998 eingeleitet. Ende Juni 2011 erkannte Papst Benedikt XVI.
das Martyrium Lamperts an. Der zukünftige kirchliche Gedenktag für den Seligen ist
der 13. November.
Zur Seligsprechung kamen Gruppen mit Gläubigen aus allen
Diözesen, in denen Carl Lampert gewirkt und als Gefangener gelitten hat. Durch einige
besondere Akzente in der Gestaltung der Seligsprechungsfeier werde Carl Lampert am
Sonntag „mit allen Sinnen spürbar“, hieß es im Vorfeld der Seligsprechungsfeier aus
der Feldkircher Diözese. „Carl Lampert knickte nicht vor der Übermacht des NS-Regimes
ein und ließ seinem Gewissen keine Scheuklappen aufsetzen“, würdigte der Feldkircher
Generalvikar Benno Elbs den neuen Seligen.
Lampert habe um die lebensbedrohliche
Gefahr wegen seines Engagements gewusst, „er wusste aber auch um das Unrecht, das
allerorts an Frauen, Männern und Kindern geschah“. Als mutiger Christ sei der Provikar
bis heute „ein zeitloses Beispiel für Menschlichkeit, Zivilcourage und Gottvertrauen“,
so Elbs.
Als „Wolke der Zeugen“ wurden auf dem Dornbirner Marktplatz die Namen
von Menschen aufgezählt, die während der NS-Zeit verfolgt waren und Widerstand geleistet
haben.
Die Kollekte aus der Messfeier zur Seligsprechung ist für ein Kloster
bei Bagdad bestimmt, das im Irak als Zufluchtsort christlicher Familien und Waisenkinder
dient und für eine Ausbildung der Jugendlichen und Kinder sorgt.
Carl Lampert
war „ein Mann von Recht und Gerechtigkeit und zugleich ein zutiefst gläubiger Mensch“,
würdigte der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer den neuen Seligen im „Kathpress“-Gespräch.
Scheuer hat beim Seligsprechungsgottesdienst am Sonntag die Predigt gehalten. Lampert
sei „Anwalt der Schwachen und Opfer gewesen wie auch des öffentlichen Rechts und der
Rechtsstellung der Kirche“, betonte Bischof Scheuer. Auch heute müssten sich die Christen
die Frage stellen: „Wie bringen wir unsere Stimme zur Geltung für Kleine und Schwache,
für das Leben, für Gerechtigkeit und Menschenwürde?“
Zugleich verweise Lampert
auch auf „Quelle, Mitte und Höhepunkt des christlichen Lebens: die Eucharistie“. Der
Selige habe zutiefst aus der Eucharistie gelebt, sie sei Quelle seiner Hoffnung gewesen,
erläuterte der Innsbrucker Bischof. Gerade auch die Abschiedsbriefe Lamperts kurz
vor seiner Hinrichtung machten dies deutlich.
Aufgrund einer Todesanzeige,
die Lampert für den 1940 im Konzentrationslager Dachau ermordeten Priester Otto Neururer
verfasste, wurde der Provikar 1940 in Innsbruck inhaftiert, gefoltert, wegen angeblicher
Spionage zum Tode verurteilt und am 13. November 1944 in Halle an der Saale hingerichtet.
In
seiner Predigt beim Allerheiligen-Festgottesdienst im Innsbrucker Dom sagte Scheuer,
dass es bei der Seligsprechung von Carl Lampert wie auch beim Fest Allerheiligen um
die „notwendige Unterscheidung der Geister zwischen dem wahren Gott der Liebe und
den Götzen der Rasse und der Macht“. Es gehe um die Unterscheidung „zwischen dem Heiligen
Geist und dem Ungeist der Menschen und Gott verachtenden Barbarei“.
Scheuer:
„Lampert gibt uns heute zu denken, damit die Frage nach Recht und Unrecht nicht zu
einer Position des bloßen Geschmacks verkommt, damit die Unterscheidung zwischen Humanität
und Barbarei, zwischen sittlichen Prinzipien und verbrecherischen Grundsätzen nicht
auf die Ebene des Durchsetzungsvermögens verfällt.“
Lampert sei von der Kraft
und von der Bedeutung des Rechts und der Gerechtigkeit überzeugt gewesen. „Er ist
für die Rechte der Kirche eingetreten in einer Zeit, in der das Recht gebeugt wurde,
in Zeiten, in denen Menschenrechte durch das Recht des Stärkeren ersetzt wurden, in
denen Mord, Einschüchterung, Deportation, Internierung und Ausmerzung von Behinderten,
sozial Minderwertigen, Juden und minderwertigen Rassen zum Alttagsgeschäft gehörten“,
so Scheuer. Der nationalsozialistische Staat habe den Rechtsstaat fundamental pervertiert.
Der Staat und das organisierte Verbrechen seien identisch geworden. Deshalb hätten
die Nazis für Lampert jeden Rechtsanspruch verloren.
Der Feldkircher Bischof
Elmar Fischer hofft, dass von der Seligsprechung vor allem auch Impulse für junge
Menschen ausgehen. Lampert habe vorgelebt, was einen echten christlichen Menschen
ausmacht, der nicht unreflektiert im Zeitgeist lebt sondern sich seine eigenen Gedanken
macht und auch zum Widerstand bereit ist, wenn nötig.
Je mehr er sich mit der
Person von Carl Lampert beschäftigt habe, desto faszinierender sei sie für ihn geworden.
Das betonte der St. Pöltner Bischof Klaus Küng. In der Feldkircher Amtszeit von Bischof
Küng wurde der Seligsprechungsprozess 1998 eingeleitet. Beeindruckt zeigte sich Küng
vor allem von den Briefen Lamperts, die dieser unmittelbar vor seinem Tod geschrieben
hatte. Diese seien ein „bewegendes Zeugnis des Glaubens“, so Küng: „Ein Zeugnis, das
auch in unserer heutigen Zeit große Aktualität hat.“