2011-11-08 15:34:00

D: „Mit 150 Euro im Monat kann man kein Kind erziehen“


RealAudioMP3 Deutschland ist aktuell das kinderärmste Land Europas. Das geht aus aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes hervor. Und trotzdem gibt es für die im Land lebenden Kleinkinder immer noch keine flächendeckenden staatlichen Betreuungsangebote. Ab 2013 sollen alle Eltern Rechtanspruch auf Betreuung ihrer Ein- bis Dreijährigen haben; um die 750.000 Betreuungsplätze sollen dann geschaffen sein. Knapp ein Drittel dieser Plätze fehlt aber nach wie vor. Und auch die jetzt von der Bundesregierung entschiedene Einführung der Betreuungsprämie „greift zu kurz“. Das meint die Bundesgeschäftsführerin des Familienbundes der Katholiken, Claudia Hagen gegenüber dem Domradio.

„Mit 150 Euro im Monat kann man kein Kind erziehen, das ist klar. Das ist eine kleine Anerkennungsprämie. Es ist ein erster Schritt, aber eine wirkliche Entlastung von Familien ist es nicht.“

Laut Plan des Koalitionsausschusses vom Sonntagabend sollen ab 2013 monatlich mindestens 100 Euro pro Kind an Eltern gezahlt werden, die auf einen Kitaplatz verzichten und zu Hause erziehen. Das ist dem katholischen Familienbund zu wenig - er wünscht sich dagegen „eine Anschlussleistung an das Elterngeld in Höhe von 300 Euro für das zweite und dritte Lebensjahr“, so Hagen.

„Das würde dem Sockelbetrag des Elterngeldes entsprechen. Vor allen Dingen aber: Für alle Eltern. Weil wir der Meinung sind, dass sowohl die häusliche Erziehung anerkannt werden sollte, aber Eltern, die beide arbeiten gehen wollen oder müssen, um den Lebensstandard zu decken, auch die Kinderbetreuungskosten irgendwie schultern müssen. Und die sind ja nicht gerade günstig. Die dreijährige Elternzeit, auf die Eltern ja einen Anspruch haben, muss finanziell flankiert werden.“

Verbände und der Deutsche Städtetag sehen derweil den Rechtsanspruch auf das Betreuungsangebot für Kleinkinder in Gefahr. Das Ziel werde für 2013 kaum erreicht werden, sagte der Bundesvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, am Dienstag in Berlin. Der Ausbau gehe „viel zu langsam voran“. Zum beschlossenen Betreuungsgeld sagte Stadler, dass vielen Frauen nichts anderes übrig bleibe, dieses anzunehmen. Mit der versprochenen Wahlfreiheit habe das aber nichts zu tun, so Stadler: Eine gut zu erreichende, qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Kinderbetreuung sei „Grundvoraussetzung für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Hintergrund
Die geplante Einführung des Betreuungsgeldes hatte in den Reihen von CDU, CSU und FDP jahrelang für Streit gesorgt. Am Sonntagabend hatte der Koalitionsausschuss nun entschieden, die Prämie einzuführen. Geplant ist, ab 2013 zunächst eine Unterstützung von monatlich 100 Euro für Kinder im Alter von zwei Jahren zu gewähren. Voraussetzung: Die Eltern betreuen den Nachwuchs zu Hause und geben ihn nicht in eine Kita. Ab 2014 soll das Betreuungsgeld dann auf 150 Euro steigen und auf Kinder im Alter von zwei und drei Jahren ausgeweitet werden.

(domradio/diverse 08.11.2011 pr)








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