D: Verkündigung ist gemeinsame Frage aller Christen
Das Umgehen der christlichen
Kirchen in Deutschland miteinander zeugt von ökumenischer Gesinnung und geschwisterlicher
Verbundenheit. Das sagte der Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, in seinem Grußwort
zur Eröffnung der EKD-Synode an diesem Sonntag in Magdeburg. Gerade in den östlichen
Bundesländern, wo die Christen in der Minderheit seien, brauche es diese Zeichen.
Deswegen gelte es, trotz mancher Irritation und einiger Missverständnisse und Enttäuschungen
nicht nachzulassen und sich weiterhin um verantwortbare Lösungen zu bemühen, „mit
Herz und Verstand, beharrlich und fair.“ Auch mit dem Schwerpunktthema der Synodentagung,
„Was hindert’s, dass ich Christ werde?“ sah sich Bischof Feige verbunden:
„Mit
dieser Frage steht keine Kirche allein. Es war um die Jahrtausendwende, als geradezu
zeitgleich ein Grundwort in das Leben der beiden Kirchen in Deutschlang zurück kehrte,
das lange vergessen schien oder schamhaft verschwiegen wurde: die Mission. Der historische
Kontext dieser Neubesinnung auf das Thema Mission war die Dekade nach der sogenannten
Wende, in der die kirchliche Realität der neuen Bundesländer mehr und mehr im Bewusstsein
der beiden Kirchen ankam. Das Evangelium Jesu Christi ist den Menschen weithin unbekannt.“
Ein
Leben ohne Gott erschien und erscheint den Menschen plausibler als eine Lebensdeutung
aus dem Glauben, dem staatsverordneten Atheismus geschuldet oder den Lebensstilen
im Westen. Es sei klar, dass der herkömmliche Weg des Christwerdens und Christbleibens
nicht mehr den Bedingungen einer pluralen Gesellschaft entspreche. Glaube werde bewusst
geprüft und gewählt oder nicht gewählt, eine Aufgabe für beide Kirchen.
„Papst
Benedikt hat in seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst in Erfurt deutlich den
Zusammenhang von Mission und Ökumene hervorgehoben, wenn er sagt: ‚Unser erster ökumenischer
Dienst in dieser Zeit muss es sein, gemeinsam die Gegenwart des lebendigen Gottes
zu bezeugen und damit der Welt die Antwort zu geben, die sie braucht.’ Damit wird
weder die Fortführung theologischer Dialoge, die der Papst ausdrücklich gewürdigt
hat, in Frage gestellt, noch sollen die drängenden Anfragen und Probleme damit nivelliert
werden. Vordringlich ist für den Papst, das wir nicht einem wachsenden Säkularisierungsdruck
nachgeben, sondern uns auf unseren gemeinsamen christlichen Glauben besinnen, der
uns Gabe und Aufgabe zugleich ist.“
Die katholische Kirche werde dieser
Aufgabe im Jahr des Glaubens - das im Herbst 2012 startet - bewusst begegnen und sich
der Verkündigungsfrage unter der Überschrift der Neuevangelisierung zuwenden. Aber
es bleibe ein gemeinsames Thema, so Feige.
„Vielleicht liegt in dieser Perspektive
für evangelische wie für katholische Christen auch eine geeignete Möglichkeit, gemeinsam
auf das Reformationsgedenken um Jahr 2017 zuzugehen. Ich wünschte sehr, dass wir uns
danach nicht ferner, sondern näher wären.“